Mit der Aka rund 2.900 Kilometer durch Namibia – Anschlussfahrt nach Kapstadt und zum südwestlichsten Zipfel Afrikas

Als das Thermometer hierzulande tief unter Null gesunken war, erfreuten sich 20 Aka-Mitglieder an den hochsommerlichen Temperaturen Namibias. Vom 20. Februar bis zum 4. März lernten sie auf einer Aka-Reise ein Land kennen, das doppelt so groß wie die Bundesrepublik ist, aber nur etwa vier Millionen Einwohner hat. Erste Überraschung: Hier herrscht Linksverkehr. Die zweite: Viele bescheiden aussehende Häuser sind aus Sicherheitsgründen von Mauern mit Stacheldraht umgeben. Auch alle Farmen sind kilometerlang umzäunt.

Wegen der großen Entfernungen waren lange Fahrten im Bus oder in offenen Fahrzeugen auf holprigen Straßen unumgänglich, die Rüttelei wird „afrikanische Massage“ genannt. Alles in allem kamen dabei 2.900 Kilometer zusammen. Die Südhessen waren in komfortablen Lodges untergebracht, von denen die meisten einen Swimmingpool haben.

An jedem Tag konnten sich die Hobby- Fotografen und Safari-Liebhaber auf neue Überraschungen gefasst machen. Es gab erwartete, aber auch unverhoffte Begegnungen mit Antilopen, Giraffen, Elefanten, Zebras und sogar Löwen, Geparden und Rhinos. An den Wasserstellen spielten sich faszinierende Szenen ab, zumal sich die Tiere trotz klickender Kameras nicht aus der Ruhe bringen ließen.

Aka-Mitglied Dr. Peter Wagener leitete diese Reise zum zweiten Mal. Er sorgte dafür, dass sich die Teilnehmer nicht nur am Anblick der Tiere erfreuen, sondern sich auch ein Bild von der deutschen Vergangenheit Namibias (einstmals Deutsch-Südwestafrika) machen konnten. Er vermittelte Gesprächspartner, die in einem erstaunlich dialekt- und fehlerfreien Deutsch über die deutsche Kolonialgeschichte und ihre familiäre Herkunft sprachen. 25.000 Deutschstämmige bilden in Namibia einen Großteil des Mittelstandes. Das Kontrastprogramm dazu boten die Buschleute an. Sie zeigten den Gästen aus Südhessen, wie einfach und fast textilfrei sie leben und wie wichtig Straußeneier für sie sind. Darin bewahren sie Trinkwasser oder Medizin auf, verarbeiten die Schale für Arm- und Halsketten und behandeln kranke Kinder mit pulverisierter Kalkschale.

Reiseleiter Lukas war ein Hauptgewinn für die Gruppe –nicht nur wegen seines Charmes und seiner Kenntnisse über das Leben der Tiere. Sein Vater ist ein Ovambo, seine Mutter eine Nama, er kennt sich außerdem bestens in Deutschland aus, ist also ein idealer Vermittler zwischen unterschiedlichen Kulturen. Lukas zeichnete ein nüchternes Bild von der politischen Lage des Staates Namibia, der am 21. März 1990 von Südafrika unabhängig geworden ist. Stetig wächst der Windhoeker Stadtteil Katutura (übersetzt: der Ort, an dem wir nicht leben wollen), eine Ansammlung von Wellblechhütten, weil viele Schwarze erfolglos Arbeit in der Hauptstadt suchen. Alkohol- und Drogenkonsum verschärfen die Elendsspirale. Das Penduka-Projekt („Wach auf!“) ist ein Rettungsanker für Frauen des Viertels, weil es ihnen die Chance gibt, sich mit ihrer Nähkunst aus dem Teufelskreis der Armut zu befreien. Sie bekommen ein regelmäßiges Einkommen. Penduka unterstützt darüber hinaus Tuberkulosekranke und vergibt zinsfreie Kredite an Frauen.

Sechs Aka-Mitglieder hatten sich für die Reise-Verlängerung „Kapstadt“ bis zum 7. März entschieden. Unter sachkundiger Leitung von Dr. Peter Wagener, der die Hafenstadt seit vielen Jahren kennt, unternahmen sie einen Ausflug auf den berühmten Tafelberg und besichtigten das erst vor kurzem eröffnete Zeitz Mocaa-Museum (Museum of Contemporary Art Afrika). Untergebracht ist dieses erste große Museum Afrikas, das der Gegenwartskunst gewidmet ist, in einem umgebauten Getreidesilo an der Waterfront.

Die Fahrt zum Kap der Guten Hoffnung, dem windumtosten südwestlichsten Punkt Afrikas, und zu den Pinguinen am Boulders Beach werden der kleinen Gruppe ebenso in Erinnerung bleiben wie der Besuch im Lutheran Community Centre iThemba Labantu (Mache Hoffnung sichtbar). Diese auf Spenden angewiesene Einrichtung versucht, Kindern aus den Townships Schulbildung und Ausbildung zu geben. 50 Prozent der schwarzen Jugendlichen haben keine Arbeit. Der Leiter des Diakoniewerks, Pfarrer Otto Kohlstock, schilderte die strukturellen Schwierigkeiten, mit denen seine Mitarbeiter und er zu kämpfen haben: Es gebe in den Townships Polygamie, aber kaum intakte Familien, die Menschen seien in Clans organisiert, Missgunst und Neid spielten eine Rolle, alle sollten gleich sein - bis auf den Häuptling. Ihm habe traditionell das Land gehört –und erst danach kam der Staat. So sei es auch zu erklären, dass die Korruptionsaffären des ehemaligen Präsidenten von Südafrika Jacob Zuma (2009 bis 2018) auf relativ wenig Widerstand stießen. „Als Weißer kann man sowieso nicht alles, was man erlebt, sagen“, erklärte der Pfarrer, der seit 33 Jahren in Südafrika wirkt. Dr. Wagener übergab Otto Kohlstock eine Spende von Aka-Mitgliedern, die das Projekt im vorigen Jahr kennengelernt hatten und davon sehr beeindruckt waren.

Die Tage in Kapstadt endeten mit einem Besuch des Botanischen Gartens von Kirstenbosch am Osthang des Tafelbergs, in dem auch die Wappen- und Nationalblume Südafrikas bewundert werden kann: die King Protea. Wäre der Flug nach Windhoek und Kapstadt nicht so quälend lang – die von beiden Ländern begeisterten Aka-Mitglieder würden ihnen bestimmt öfter einen Besuch abstatten.

Text und Fotos: Petra Neumann-Prystaj