Eine Woche lang besuchte eine Aka-Wandergruppe die Kanalinsel Jersey. Ingrid Scheffler hat ein Reisetagebuch verfasst.

Donnerstag, 30.08.
Mit dem Sammeltaxi ging es zum Flughafen Frankfurt, wo wir um 14.00 Uhr nach Jersey, mit einem Zwischenstopp in Southampton, gestartet sind. Da wir die Uhr eine Stunde zurückstellen mussten, sind wir bereits um 18.00 Uhr gelandet. Ein Bus hat uns dann zu unserem Hotel „Old Bank House“ gebracht, das wir gegen 18.50 Uhr erreicht hatten.

Eine Stunde später sind wir zusammen ins Restaurant „Tea Garden“ gegangen, wo wir vorzüglich chinesisch zu Abend gegessen hatten. Anschließend haben wir im Kaminzimmer des Hotels noch eine kleine Lagebesprechung für die kommenden Tage gemacht und sind dann müde ins Bett gesunken.

 

Freitag, 31.08.
Nach dem englischen Frühstück sind wir bei heiterem Wetter zur Bushaltestelle gegangen und haben dabei noch einen Eindruck von dem hübschen Ort Gorey gewonnen. Um 9.50 Uhr sind wir mit dem Linienbus nach Durrell gefahren. Von dort sind wir bis zur Boley Bay gegangen und dann auf dem „Cliff Path“ die Küste entlang bis zur Rozel Bay. Auf dem Wege hatten wir immer wieder schöne Ausblicke auf das Meer und die Küste. An dem Fort Rozel ging es vorbei, und in dem hübschen Dorf Rozel haben wir Mittagsrast gemacht. Von dort ging es weiter nach St. Catherines Bay. Leider ging der Weg teilweise auf der Straße entlang. Zuerst haben wir St. Catherines Breakwater erreicht, eine Befestigungsanlage aus dem Jahre 1847, die zum Schutz gegen Frankreich erbaut wurde. Nachdem wir uns mit einem Kaffee gestärkt hatten, ging es weiter über Straße und Fußweg zurück nach Gorey. Auf unserem Weg sind wir an dem Archirondel Tower vorbeigekommen, der 1794 ebenfalls als Verteidigungsanlage gebaut wurde. Während der Besetzung der Insel durch die deutsche Wehrmacht von 1940 – 1945 wurde der Tower von der Wehrmacht umgebaut und für ihre Zwecke benutzt. Gegen 16.00 Uhr hatten wir Gorey wieder erreicht. Schon von weitem konnten wir Gorey Castle sehen, eine gewaltige Festung, die das Dorf beherrscht und die älteste Festung der Insel ist. Während des Hundertjährigen Krieges wurde die Festung von Frankreich erobert und sieben Jahre lang gehalten. Aus dieser Zeit stammt der Name „Mont Orgueil Castle", was soviel wie Bergstolz heißt. Den restlichen Tag hatte jeder zur freien Verfügung.

Samstag, 01.09.
Heute sind wir wieder mit dem Linienbus um 9.15 Uhr nach L`Etacq gefahren, das wir gegen 11.00 Uhr erreichten. Bei bewölktem Himmel, aus dem immer wieder die Sonne hervorlugte, sind wir auf dem „Cliff Path“ entlang gegangen, bis wir Grosnez Castle erreicht hatten. Die malerische Ruine wurde ausgiebig fotografiert. Das Castle wurde im 14. Jahrhundert erbaut und hatte im Hundertjährigen Krieg eine wichtige Stellung. Heute konnten wir auf unserem Weg viele blühende Blumen bewundern, vor allem Erika. Weiter ging es nach Grosnez Point, ein schöner Aussichtspunkt mit Blick auf die Inseln Sark und Guernsey. Über die Plémont Bay und den Plémont Point sind wir zu dem ehemaligen Fischerdorf Grève de Lecq gekommen. An der schönen Bucht haben wir uns in einem Café am Strand etwas gestärkt und sind mit dem Bus um 15.10 wieder zurück nach Gorey gefahren, das wir gegen 16.30 Uhr erreichten. Um 20.00 Uhr haben wir gemeinsam im Restaurant Delphin zu Abend gegessen. Es gab vorzüglichen Fisch. Auf dem Nachhause Weg wurden wir noch mit einem Feuerwerk verwöhnt, das sich ein Hochzeitspaar geleistet hatte.

Sonntag, 02.09.
jersey-3Bei bewölktem Himmel sind wir um 11.45 Uhr aufgebrochen, um am Strand entlang bis zum La Roque Harbour zu gehen, wo uns Trudi zu unserer Wattwanderung erwartete. Mit Neopren Schuhen ausgerüstet, haben wir unseren Erkundungsgang durchs Watt begonnen, der uns bis zum Seymor Tower führte. Trudi hat uns viel Interessantes erzählt. So gibt es vier verschiedene Arten von Tang. Der Tang wird von den Bewohnern geerntet und als Dung auf die Felder gegeben; ein Teil des Tangs wird getrocknet und dann später als Dünger verwendet. Bestimmte Arten des Tangs finden auch in der Küche Verwendung. Der Palmentang enthält besonders viel Jod und wurde in früheren Zeiten deshalb auch als Wundverband genutzt. Wir haben auch einiges über die Zucht von Austern erfahren, die hier wegen der starken Strömungen und der milden Witterung besonders gut gedeihen. Der Tidenhub beträgt hier 12 Meter. Auch werden hier verschiedene Muschelarten gezüchtet. Andere Arten werden direkt im Meer geerntet, aber nur zu vorgegebenen Zeiten, da sonst die Bestände aussterben könnten. Wir wurden auch auf viele Kleintiere aufmerksam gemacht: Würmer, Schnecken und andere Kleinstlebewesen. Die Sonne schien leider nicht auf unserer Wanderung, da auch der Wind ganz schön geblasen hatte, war uns ziemlich kalt. Die Landschaft des Felsenwatts hat uns alle jedoch tief beeindruckt. Durch eine Landschaft zu laufen, die Stunden später wieder vom Meer zurück erobert wird, übt schon eine gewisse Faszination aus. Um 16.30 Uhr haben wir uns von Trudi verabschiedet. Ein Teil der Gruppe ist direkt zum Hotel zurück gefahren, die anderen sind in den Pub gegenüber gegangen und haben etwas gegessen und getrunken.

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Montag, 03.09.
Heute sind wir um 9.15 Uhr mit dem Bus nach Corbière gefahren. Das Wetter war stark bewölkt, es sah fast nach Regen aus. Es fielen auch ein paar Tropfen während der Busfahrt. Als wir in Corbière ankamen war es jedoch trocken. Nachdem wir uns das „Lighthouse“ von 1873 angesehen hatten, sind wir auf dem Corbière Path bis St. Aubin gegangen. Der breite, ebene Weg lief auf einer ehemaligen Bahnlinie entlang, bot aber wenig Aussichtspunkte. Von St. Aubin sind wir mit dem Bus nach St. Brelade gefahren, wo wir erst einmal eine kleine Mittagspause eingelegt hatten. Inzwischen hatte sich der Himmel aufgeklärt und wir hatten heiteres Wetter mit viel Sonnenschein. Die Bucht von St. Brelade ist ausgesprochen malerisch. Ein Teil der Gruppe hat sich dann die St. Brelade Parish Church aus dem 12. Jahrhundert und die Fishermans Chapel aus dem 11./12. Jahrhundert angesehen. Beide Kirchen sind sehr beeindruckend. Die Parish Church ist ganz schlicht gehalten in Natursteinen mit schönen Fenstern aus dem 19. Jahrhundert. Die Fischermans Chapel hat schöne Fresken aus dem 14. und 15. Jahrhundert, die jedoch nur teilweise erhalten sind. Der malerische Friedhof war während der deutschen Besatzungszeit Soldatenfriedhof. Bereits im Ersten Weltkrieg waren dort deutsche Soldaten begraben worden, die als Kriegsgefangene nach Jersey gebracht worden waren. Die Gräber der insgesamt 337 Soldaten wurden 1961 in die Normandie übergeführt. Anschließend haben wir uns noch den Winston Churchill Memorial Garden angesehen, der uns aber nicht besonders angesprochen hatte. Schön waren dagegen die Blumenanlagen an der Uferpromenade. – Danach ging es mit dem Bus wieder zurück nach Gorey, das wir gegen 16.30 Uhr erreichten.
Ein anderer Teil der Gruppe hatte den Nachmittag genutzt, um sich die Jersey War Tunnels anzusehen. Diese sind eine der Hauptsehenswürdigkeiten von Jersey. Die Insel war von 1940 – 1945 von der deutschen Wehrmacht besetzt. Im Zuge der Befestigungen der Kanalinseln durch die Organisation Todt wurde an dieser Stelle ab November 1941 ein immenses Tunnelsystem angelegt, um angriffssichere Unterkünfte und Munitionslager einzurichten. Diese teilweise lebensgefährlichen Arbeiten mussten Kriegsgefangene der verschiedensten Nationalitäten ausführen. Eine bedrückende Ausstellung, die den Besuchern die Schrecken des Krieges vor Augen führen.

Dienstag, 04.09.
Um 9.15 Uhr sind wir mit dem Bus nach Devils Hole gefahren. Zuerst haben wir uns die Teufelsstatue angesehen, die eine besondere Geschichte hat. Im Jahre 1851 ist vor der Bucht ein Schiff verunglückt, die Galionsfigur wurde an Land gespült und als Teufelsstatue aufgestellt. Seit dieser Zeit trägt die Bucht den Namen Devils Hole. Im 20. Jahrhundert wurde die Statue mehrmals erneuert. Anschließend ging es einige Treppen hinab zur eigentlichen Devils Hole, die uns alle sehr beeindruckt hat. Dann ging es weiter auf dem Cliff Path mit immer wieder herrlichen Blicken aufs Meer bis zur „Bonne Nuit Bay“, wo wir eine kleine Mittagspause eingelegt hatten. Der Name „Bonne Nuit Bay“ hat auch eine Geschichte: Angeblich soll der König Charles II, der auf Jersey im Exil lebte, bei seinem Abschied von Jersey mit dem Schiff gesagt haben: „Bonne Nuit Jersey!“. Hier ist ein Teil der Gruppe mit dem Bus zurück gefahren, die anderen sind tapfer auf dem Cliff Path bis zur Boley Bucht weiter gegangen, die wir gegen 17.00 Uhr erreichten. In der Boley Bucht gibt es die Geschichte über einen riesigen schwarzen Hund mit fürchterlichen Zähnen, der eine rasselnde Kette hinter sich her schleift und dort sein Unwesen getrieben haben soll. Wahrscheinlich wurde die Geschichte aber von Schmugglern erfunden, die dort zur Zeit der Kontinentalsperre von ihrem illegalen Tun ablenken wollten. Um 17.20 Uhr sind wir mit dem Bus zurück nach Gorey gefahren, haben uns dort mit Fish and Chips gestärkt und den Abend ausklingen lassen.

Mittwoch, 05.09.
Heute sind wir wieder nach Durrell gefahren. Von dort haben wir einen anderen Bus nach St. John genommen und haben uns unterwegs absetzen lassen, um zum Waterworks Valley zu gelangen. Zuerst sind wir zum Hamptonne Country Life Museum gegangen, das gute Einblicke in die Geschichte des ländlichen Jerseys ermöglicht. Die Farm besteht aus verschiedenen Gebäuden. Das älteste stammt aus dem Mittelalter mit typisch normannischer Bauweise. Wir haben uns die Farm nur kurz angesehen und uns auf den Weg ins Waterworks Valley gemacht, das auch „Le Chemin des Moulins“ genannt wird, weil es dort zahlreiche Mühlen gab. In dem bewaldeten Tal gibt es viele lang gezogene Stauseen. Unterwegs hat sich die Gruppe getrennt. Ein Teil hat den Bus genommen, die anderen sind auf einem Foot Path bis zum Milbrook Reservoir, und dann weiter bis nach St. Helier, der Inselhauptstadt, gegangen. Dort sind wir nach rechts abgebogen, bis wir zur St. Matthew’s Glass Church gelangt sind. Von außen ist die Kirche recht unscheinbar, die Innengestaltung hat jedoch der Jugendstilkünstler Réne Lalique aus Glas gestaltet. Kreuz, Altar, Chorschranke und die Fenster in der Lady Chapel aus ungefärbtem Glas sind sehr beeindruckend in ihrer Schlichtheit. Nach dem Besuch der Kirche sind wir mit dem Bus nach Gorey zurück gefahren. Um 18.45 Uhr haben wir uns zum gemeinsamen Abendessen getroffen und die Reise bei einem guten Essen ausklingen lassen.

Donnerstag, 06.09.
Heute müssen wir die Heimreise antreten. Um 5.20 Uhr! soll uns der Bus zum Flughafen bringen. Die erste Aufregung des Tages: Der Bus kommt erst um 5.40 Uhr, was aber nicht das Taxiunternehmen zu verantworten hatte, sondern die Hotelleitung, die uns nicht über die geänderte Abholzeit informiert hatte. Nach Erledigung der üblichen Formalitäten sind wir um 7.05 von Jersey nach Southampton gestartet. Dort angekommen, mussten wir erfahren, dass unser Flug nach Frankfurt 45 Minuten Verspätung hatte. Wir haben in aller Ruhe unseren Lunch verzehrt und Kaffee getrunken. Um 11.00 Uhr konnten wir dann nach Frankfurt starten. Durch die Zeitverschiebung haben wir Frankfurt um 13.45 Uhr erreicht. Unser Taxi hat uns dann alle gut nach Hause gebracht.