Alchimisten und Quacksalber contra große Erfinder

Was macht jemand, der sein ganzes Berufsleben lang versucht hat, Schüler und Studenten vom Zauber der Chemie zu überzeugen und sich dabei einige unkonventionelle Tricks einfallen lassen musste im dritten Lebensalter? Er schreibt anschließend ein Buch, in dem die Menschen hinter den wissenschaftlichen Erkenntnissen sichtbar werden und stellt es Interessierten vor. In diesem Fall am 9. November im Vortragsraum der Aka, wo Dr. Wolfgang Thomas einige Episoden seines Buches „ Heute kein Kurs, Frau Professor badet“ anschaulich erläuterte.
Die Veranstaltung fungierte unter dem Titel „Der Tod auf dem Schafott“ im Fachbereich Literatur.

Das war nicht ganz falsch, aber letztendlich etwas unglücklich, da diejenigen, die am meisten Spaß gehabt hätten – Insider der Fächer Physik, Chemie und Co – offensichtlich kaum erschienen waren. Schade, sie hätten viele Aha-Erlebnisse gehabt.

Und so schreibt hier jemand, der zwar vor langer Zeit ein Literaturstudium absolviert hat, im Schulfach Chemie aber kaum jemals über eine vier minus hinausgekommen ist. Eine traurige Voraussetzung, die bei der Schreiberin den Genuss des Abends doch etwas trübte. Wobei aber nicht verhehlt werden soll, dass auch Chemie-Zwerge eine Menge Neues erfuhren, zum Beispiel folgende Informationen:

    • Kann man Gold aus Meerwasser gewinnen? Das vermutete Physiker Haber. Der Versuch schlug leider fehl, da das Wasser nur ein Tausendstel der vermuteten Menge des Edelmetalls enthielt.
    • Die Alchimisten schreckten vor keiner Trickserei zurück, um die Transmutation von unedlen Metallen zu Gold zu beweisen.
    • Das Wort „Quacksalber“- alias „Kurpfuscher, Scharlatan“ geht wahrscheinlich zurück auf das hochgiftige Quecksilber, das in der frühen Neuzeit zum Beispiel als Mittel gegen Syphilis vertrieben wurde.
    • Durch zu viel Blei kamen nicht nur diverse Weintrinker zu einem frühen Tod, sondern auch das Römische Reich.
    • Kleopatra gewann ihre (aus Asterix und Kleopatra bekannte) Wette mit der Million Sesterzen mit Hilfe von Essigsäure.
    • Der berühmte Darmstädter Bub, Justus von Liebig, entwickelte den Kunstdünger während seiner Zeit am Woog, die für Hausfrauen so bedeutenden Erfindungen „Liebigs Fleischextrakt“ und die Vorläufer des berühmten Backpulvers allerdings in seiner Wahlheimat München.
    • Das „Döberstein’sche Feuerzeug“ wurde von einem guten Freund Goethes erfunden, der allerdings den weisen Rat des Dichters, sich selbiges patentieren zu lassen, in den Wind schlug und dies später sehr bereute. (Es hätte ihn vermutlich reich gemacht.)
    • Der Erfinder Thomas Alva Edison konnte die Amerikaner von der Ungefährlichkeit seiner Glühlampe nur mithilfe einer Pickelhaube überzeugen.
    • Die Erfindung der Konservendose war ein Meilenstein in der Geschichte. Probleme bereitete zunächst das Öffnen. Man empfahl Bajonette.
    • Ein junger Mann entging der Einberufung (und vermutlich dem Tod), nachdem der Apotheker Runge entdeckt hatte, dass in die Augen geträufeltes Bilsenkraut vorübergehend blind macht.

Das Geheimnis um den Titel der Veranstaltung „Der Tod auf dem Schafott“ wurde erst in der allerletzten Minute gelüftet: Antoine Laurent Lavoisier, einer der Väter der modernen Chemie, der sich während der Französischen Revolution für Reformen eingesetzt hatte, wurde 1794 auf der Guillotine hingerichtet. Er hatte sich gegen Vermutungen und Spekulationen in den Naturwissenschaften ausgesprochen und klar strukturierte Beweise gefordert.

Für alle, die nachträglich doch gern dabei gewesen wären: Wolfgang Thomas bietet noch eine zweite Veranstaltung an (zu finden wiederum im Bereich „Literatur“!!) Sie lautet: „Der erste Atommeiler lieferte ein halbes Watt Leistung“ und findet am Donnerstag, den 17. Januar um 16 Uhr statt.

hb