Gut gefüllt war der Vortragsraum der BARMER GEK am 21. November als der Direktor der Darmstädter Urologischen Klinik, Dr. med. Rolf Gillitzer, sein Publikum zu dem Vortrag begrüßte.

Es waren etwa gleichviel Frauen wie Männer gekommen. Die ansteigende Lebenserwartung habe in den letzten 10 Jahren fast zu einer Verdoppelung der Patientenzahlen und zu einer Popularisierung des Themas geführt. Während das Alter und schwere Erkrankungen ganz allgemein als Ursache in Erscheinung treten, kommen bei den Frauen noch ...

Nebenwirkungen nach Geburten hinzu. Sowohl in den mittleren Jahren und sogar im Kindesalter kann Harninkontinenz bei körperlichen Anstrengungen auftreten. Die Höhe des Leidensdrucks entscheide über die Notwendigkeit einer Untersuchung und Behandlung.

Dr. Gillitzer verschwieg nicht, dass außer Übergewicht und Rauchen auch die Zunahme einer altersbedingt vielseitigen Medikation als Risikofaktoren angesehen werden muss . Deshalb dürfe der Arzt nicht nur im Rahmen der Urologie, sondern müsse auch die Nachbargebiete untersuchen. Bei Frauen und Männern liegen als häufigste Ursachen der Störungen die Stress- oder die Dranginkontinenz vor, bei der der Schließmuskel den Befehlen des Gehirns nicht mehr ganz folge. Der Blick in die Blase sei durch Blasenspiegelung und neuerdings auch durch Röntgen möglich.

Zum Thema Therapie nannte Dr. Gillitzer Vaginalpessare und bei Männern und Frauen eine gewissenhafte Beckenbodengymnastik an erster Stelle. Diese spezielle Gymnastik sollte unter fachlicher Anleitung beginnen. Als weniger bekannte Verfahren stellte er Biofeedback- und Reizstrombehandlung vor. Für am dauerhaft wirksamsten beschrieb der praktizierende Chirurg freilich eine Reihe von medizinischen Eingriffen (80 bis 90 % Verbesserungen) und als „Spitzentherapie“ den künstlichen Schließmuskel. Wie sensibel der untere Bauchbereich reagieren kann, schilderte Dr. Gillitzer abschließend, indem er Fälle mit starken Nebenwirkungen einer Behandlung (z. B. erhebliche Einschränkung der Sehkraft) erwähnte.
wsw