Besuch der Mannheimer Ausstellung über Kaiser Maximilian I.

Auch Ritterrüstungen gingen mit der Mode. Das erste im Zeughaus der Reiss-Engelhorn-Museen in Mannheim präsentierte Exemplar war ganz auf Taille gearbeitet. Stählerne Schuhe mündeten in langen Spitzen. „Damit konnte man wohl dem Gegner in den Hintern treten“, witzelte ein Besucher.

Gästeführerin Christine Hastka erklärte, dass diese Spitzen vor dem Kampf abgenommen wurden. Sie waren nur als Zierde gedacht.

Ein Feldharnisch wie auf dem Bild, der zu Repräsentationszwecken getragen wurde, wog um die 30 Kilo, ein Turnierharnisch sogar das Doppelte. Die ausgestellten Prachtstücke hatte Kaiser Maximilian I. (1459 bis 1519) in Auftrag gegeben. Seine größte Leidenschaft waren mittelalterliche Turniere. Deshalb wurde ihm – allerdings erst im 19. Jahrhundert – der Beiname „der letzte Ritter“ verliehen. Dank kluger Heiratspolitik zählt er zu den beliebtesten Habsburgern, obwohl der Krieg sein ständiger Begleiter war.

Maximilian galt als einer der besten Turnierkämpfer seiner Zeit und kümmerte sich persönlich um Verbesserungen und Neuerungen. In der Ausstellung wurden 150 Leihgaben aus Wien gezeigt, darunter Rüstungen für verschiedene Turnierarten, Waffen und Sättel.

Maximilians Hobby war ziemlich kostspielig. Deshalb machte er Schulden und musste sich Geld von Jakob Fugger leihen. Von seinem Sohn Philipp dem Schönen blieb eine Rüstung erhalten, die mit großem Aufwand für den Zehnjährigen angefertigt wurde. Vermutlich wuchs der Knabe rasch und passte ein Jahr später nicht mehr hinein. Aber er durfte weiterhin mit schön dekorierten kleinen Kanonen schießen.

Im reich bebilderten Turnierbuch „Freydal“ (1512 – 1515) ließ sich Maximilian als tapferer Ritter verewigen. Der junge „Freydal“ muss an über 60 Turnierhöfen Kämpfe austragen, um schließlich von einer jungen Dame erhört zu werden.

Kinder und Erwachsene konnten in der Ausstellung an Spielzeugfiguren aus Holz ausprobieren, wie man eine Lanze führen muss, damit der Gegner vom Pferd fällt. Bei den echten Turnieren wurden die Augen der Pferde verdeckt, damit sie nicht scheuten, und die Helme hatten nur schmale Sehschlitze: Folglich konnten die fast blinden Ritter ihre Gegner mehr erahnen als sehen. Von Todesfällen und hoher Verletzungsgefahr war nicht die Rede. Sie hätten das glänzende Bild, das Maximilian vom Rittertum hatte und weitergeben wollte, aus seiner Sicht wohl nur unnötig getrübt.

Text und Fotos: pep