Wieder haben die Deutschen ihre Liebe zu dem Land im südlichen Afrika entdeckt, diesmal nicht aus kolonialistischen Gründen. Es kommen seit einigen Jahren vermehrt die Neugierigen, die Reiselustigen und sehr viele, die mehr mit Deutsch-Südwest-Afrika bzw. Namibia verbindet als der Wunsch, exotische Tiere, außergewöhnliche Landschaften und verschiedene Ethnien kennenzulernen. Viele Reisende haben noch verwandtschaftliche Beziehungen zu den Nachkommen der Kolonialisten.

Die Geschichte des heutigen Staates lässt sich gut an der Namensgebung nachvollziehen. Die vorkoloniale Zeit ist bis heute wenig erforscht. Eine Besiedlung durch Deutsche begann ca. 1883 durch Adolph Lüderitz, der den einheimischen Nama mit nicht ganz sauberen Methoden viel Land abkaufte. Bereits 1884 stellte Bismarck die neu erworbenen Gebiete unter Reichsschutz. Die nicht immer rühmliche Geschichte DEUTSCH-SÜDWEST-AFRIKAS begann. 1920 strich man den Zusatz DEUTSCH. Anfang der 60er Jahre tauchte der Name NAMIBIA auf, wurde 1968 von der UNO angenommen. Aber kurz vor der Unabhängigkeit 1990 führte man erst noch einmal die Bezeichnung Südwest-Namibia ein, dann wurde NAMIBIA offiziell. Bei relativ vielen verbliebenen Deutschsprachigen im Land heißt es auch heute noch SÜDWEST, mal liebevoll, mal bedauernd und manchmal auch am Wandel der Zeit vorbei, denn hier ist anscheinend die Integration vieler Ethnien weitgehend gelungen.

So wird es den Besucher nicht wundern, dass er in Windhoek auf der Independence Street (ehem. Kaiser-Straße) ein Geschäft betritt, von einer freundlichen jungen Dame mit dunkler Hautfarbe in reinstem Hochdeutsch nach seinen Wünschen gefragt wird, nachdem er selbst in mehr oder weniger gutem Englisch etwas zusammengestottert hat. Die Nationalsprache Afrikaans beherrscht er ohnehin sicher nicht.

Die Hauptstadt des Landes, im europäischen Vergleich eine kleine Großstadt (ca. 400 000 Einwohner) ist überschaubar. Schnell sind Tintenpalast, die deutsche Christuskirche, der gründerzeitliche Bahnhof mit der altertümlichen Dampflokomotive, die immer noch sehr begehrte Deutsche Höhere Privatschule und andere Attraktivitäten der alten und durchaus auch die der neuen Zeit besichtigt. Vielleicht hat ein Verwandter aus Deutschland auch noch die Straße mit dem deutschen Namen, sogar das Haus gefunden, in dem Großmutter und Großvater einst wohnten.

Dann geht es aber wirklich los: Nach Norden durch das Holzschnitzerdorf Okahandja, durch Outjo, Tsumeb, Omaruru, durch das Land der Herero, der Ovambos, ins nordwestliche Grenzgebiet, wo man im Supermarkt eines kleinen Ortes neben der Ovambofrau mit westlichem T-Shirt (Aufdruck: FC Bayern) die barbusige Himbafrau mit Lederschurz, kunstvoll geflochtenen Zöpfen, über und über mit einer Sonnenschutzpaste aus roter Erde und Tierfett beschmiert, antreffen kann. Der Referent versicherte glaubhaft, dass die Paste auch von den edlen Materialien eines Leihwagens mühelos zu entfernen sei, sollte man einmal einen trampenden Himba mitnehmen.

Den Höhepunkt im Norden stellt zweifellos die Etosha-Pfanne dar, der geschützte Lebensraum unzähliger „wilder“ Tiere, wie sie der Tourist erwartet und im übrigen Land nicht unbedingt häufig in freier Wildbahn findet. Die Reise zurück nach Süden führt, teilweise parallel zur wilden Küste, unweigerlich nach Swakopmund.

Immer wieder locken die verschiedensten geologischen, pflanzlichen und tierischen Besonderheiten den Reisenden ins Innere des Landes, dann wieder zurück zur Küste, bis er endlich in der ältesten Wüste der Erde die höchsten Dünen der Welt sehen, sogar besteigen kann. Spätestens hier erfüllt sich jedem Gast der von Reiseberichten, Naturfilmen, Diavorträgen, Erzählungen und Kalenderblättern entzündete Traum: NAMIBIA.

Text: mika / Fotos: Peter Wagener