schneckenburger 170Petra Neumann-Prystaj stellte den Leiter des Botanischen Gartens der Technischen Universität, Dr. Stefan Schneckenburger mit seinen vielseitigen Interessen sehr sympathisch vor, was die Erwartung im voll besetzten Vortragsraum des Hessischen Staatsarchivs am 19. November noch steigerte. Dann sprach “der Herr der 8000 Pflanzen“ eine Stunde lang über die Geschichte der Evolution, die er sich selbst mit der Frage „Alles Theorie?“ zum Thema gegeben hatte.

Nach Faktenlage gibt es auch in der Zukunft an der Evolutionstheorie „nichts zu rütteln“ (Zitat), wenngleich in den USA heute noch 46 % der Befragten einer großen Studie an die Schöpfungsgeschichte des Alten Testaments glauben. Diese konservative Ansicht („kompletter Unsinn“) führt Schneckenburger auf die dortige Bildungsgesetzgebung zurück, die die Geschichte der Evolution in Zweifel zieht. Auch in der Islamischen Welt ist die Evolutionsgeschichte kein Thema.

Darwin (1809 -1882), der in seiner Ausbildung lange der Theologie zuneigte und zunächst Landpfarrer werden wollte, fand bei seiner ersten 5-jährigen Forschungsreise auf der „Beagle“ viele Hinweise auf vielfältige langfristige Entwicklungs- und Anpassungsprozesse, bei Pflanzen und Tieren. Zu diesem Zeitpunkt dachte Darwin selbst noch nicht an eine Evolutionstheorie. Erst in den anschließenden positiven Zusammenarbeiten mit seinem englische Zeitgenossen Alfred Russel Wallace und dem deutschen Ernst Haeckel (1834 -1919) veröffentlicht Darwin 1859 seine „On the Origin of Species“, was das Verständnis der Welt bezüglich der Entstehung der Arten revolutionierte. Das Buch erlebte zu Darwins Lebzeit 6 Auflagen. Dabei verfocht und belegte Darwin die Ansicht, dass große Veränderungen sich immer in vielen kleinen Schritten bei allen lebendigen Arten vollziehen. Als Höhe- und Streitpunkt seiner Schrift wurde schließlich herausgestellt, dass auch der Mensch eine Stufe der biologischen Entwicklung sei. Darwins Arbeiten lösten sofort internationale Debatten und einen unvorstellbaren starken wissenschaftlichen Briefwechsel aus. In einem kleinen Exkurs wandte sich Schreckenburger gegen die weit verbreitete Redewendung „survival of the fittest“. Nicht die Fitesten oder Stärkstensetzten sich durch, sondern diejenigen, die ihre Gene am erfolgreichsten weitergeben können! Er resümierte, dass das gesamte wissenschaftliche Bild der Biologie keinen Sinn ergäbe, ohne die Evolutionstheorie.

Abschließend setzte sich der Referent mit dem Vorgang des Aussterbens auseinander, der nach Ansicht der Wissenschaft zur Evolution gehört. Dabei sind äußere Ereignisse, wie Klimaschwankungen, Meereshöhenververänderungen, Vulkanausbrüche und Kometeneinschläge immer wieder als Ursachen des Aussterbens vieler Arten nachgewiesen. Er zeigte außerdem, welche Kriterien die Wissenschaft entwickelt hat, um die Selektion bei der Fortpflanzung genau zu beschreiben. Wie auch immer die männlichen Wesen ihr werbendes Gehabe protzig unterstreichen „mit Pfauenrad oder Ferrari, die Weiber wählen letztlich aus“ (Zit.) und dem kommt die entscheidende Bedeutung bei der sexuellen Selektion zu.

Mit einigen Literaturhinweisen, darunter das besonders lesefreundliche Taschenbuch „Und Gott schuf Darwins Welt“ von Hansjörg Hemminger beschloss Schneckenburger seine Ausführungen.

wsw