Zum Auftakt einer dreiteiligen Beschäftigung mit dem Hörspiel begrüßte die Fachbereichsleiterin Marika Dietrich die Dramaturgin Dr. Ursula Ruppel vom Hessischen Rundfunk. In einem lebendigen Frage- und Antwortspiel wurden zunächst einige theoretische Hintergründe und die konkrete Arbeit um das Medium beleuchtet.

Die beim Kultursender hr2 fest angestellte Dramaturgin produziert pro Jahr 10 Stücke; d. h. sie sucht und engagiert Autoren, kauft die Manuskripte und entscheidet, wer die Regie des jeweiligen Stückes übernimmt. Der Regisseur wiederum sucht die Schauspieler, die auch so heißen, wenn sie nur sprechen, und die Musiken aus. Unverlangte Manuskripte haben geringe Chancen, zum Zuge zu kommen. Die Produktion eines Stückes dauert i. d. R. 10 Tage. Die ARD-Sender tauschen fertige Produktionen untereinander aus. Der hr2 hat zwei feste Sendetermine: sonntags 14:05 Uhr und mittwochs am Abend. Frau Ruppel weiß, dass rund 10.000 Hörer am Hörspiel in Hessen interessiert sind; aufgrund des größeren Sendegebiets bringt es der WDR auf 100.000 Interessierte. Werbung für das Hörspiel geschieht über die Hörprogramme und das Internet. Ein spezielles Werbeheft musste eingestellt werden. Es gibt heutzutage wenig Hörspiel-Rezensionen; Hörbücher und Fernsehen haben die Bedeutung des Hörspiels stark zurückgedrängt.

Aktuell arbeitet der hr2 an einem 21-teiligen Bibelprojekt, das am 19. 10. 2014 angelaufen ist: „Herr Hagenbeck hirtet“ heißt das 66-minütige Stück nach einem Text von Brigitte Kronauer. Diese Ur-Sendung hat Frau Ruppel mitgebracht und bereitet die Kursbesucher darauf vor, indem sie für alle eine Kopie des Gemäldes austeilt. Grundlage der Geschichte ist der Besuch in der Hamburger Kunsthalle und spielt vor bzw. in dem 600 Jahre alten Gemälde des Malers Bertram von Minden „ Schöpfung der Tiere“ in zwei Abschnitten. Witzig, cool und in moderner Sprache verwickelt sich zunächst ein Paar vor dem Bild in einen anspruchsvollen, wissensreichen Dialog über die heutige Ansichten zu dem Thema Schöpfung. Plötzlich kippt die Geschichte. Ab da unterhalten sich die abgebildeten Tiere recht abschätzig über den Menschen. Braucht die Natur ihn überhaupt? Die Zweibeiner, die an der Ausweisung aus dem Paradies schuld sind, sollen die Unbeflecktheit und Unvergänglichkeit der Tiere stärker anerkennen. Derweil hirtet Herr Hagenbeck.

Abschließend äußern sich die Teilnehmer über das Stück. Die Reihe wird im nächsten Semester fortgesetzt.

wsw