Helmut Linke erklärte, wie die großen Gärten im englischen Stil entstanden sind, und stellte ihre Schöpfer vor.

Selten machen wir uns Gedanken darüber, welches Konzept oder welche Ideen historischen deutschen Landschaftsparks zugrunde liegen. Alles ist geplant und gestaltet, nichts ist Natur pur – es wirkt nur so auf den oberflächlichen Betrachter.

Seinen verblüfften Zuhörern im Aka-Vortragsraum erklärte der Garten-und Landschaftsarchitekt Helmut Linke, dass Landschaften im Grunde Kopfgeburten seien. Denn der Mensch könne immer erst dann etwas als Realität annehmen, wenn er ein Bewusstsein dafür geschaffen habe. Insofern seien Landschaften „erfunden“.

Im Mittelalter haben Künstler sie als Hintergrund genutzt, vorher blieben sie weitgehend unbeachtet. Die Maler dachten sich ihr Heiliges Land für szenische Darstellungen aus der Bibel aus. Erst Jahrhunderte später arbeiteten ihre künstlerischen, realitätsbewussten Nachfahren im Freien an ihren Staffeleien.

Die berühmten Parks von Südengland entstanden zu Beginn der Industrialisierung, weil Holz und Weideflächen für die Schafe gebraucht wurden. Mit Schafzucht ließ sich damals gutes Geld verdienen. Diese aus wirtschaftlichen Gründen veränderten Landschaften gefielen den Adeligen auf ihren Bildungsreisen so sehr, dass sie sie in Deutschland nachahmen ließen.

Mit einer Fülle selbst aufgenommener Fotos wies Helmut Linke nach, dass die Qualität eines Parks nicht immer von seiner Größe abhängig ist. Zu den schönsten und weitläufigsten in Deutschland zählt der Landschaftspark Wörlitz mit seinen drei Dutzend Brücken, von denen jede anders aussieht – ein Lehrprogramm für Besucher. Fürst Pückler, der „Gentleman-Gardener“ (1785 bis 1871), hat nicht nur die „Andeutungen über Landschaftsgärtnerei“ veröffentlicht, sondern auch selbst zwei berühmte Parks – in Bad Muskau und Branitz-Cottbus - gestaltet. Begraben ließ er sich in einer zwanzig Meter hohen Erdpyramide, die auf dem Schlossgelände in Branitz inmitten eines Sees aufragt.

Die visuelle Gartenreise mit Reiseführer Linke führte unter anderem nach Schwetzingen, dessen Schlosspark der bekannte Friedrich Ludwig von Sckell (1750 bis 1823) umgeplant hat. Einige Aka-Mitglieder hatten den Park mit der Moschee und dem römischen Aquaduct schon bei einer von Linke geleiteten Exkursion kennengelernt.

Für die wahrscheinlich größte deutsche Gärtner-Persönlichkeit hält Linke Peter Joseph Lenné (1789 bis 1866), der die Garten- und Parkanlagen von Berlin-Potsdam konzipiert hat. Zusammen mit dem Architekten Karl Friedrich Schinkel bildete Lenné das „preußische Dreamteam“. Die beiden Freunde schufen „eine raffinierte Choreografie aus Natur, Kunst und Architektur“.

Der Höhenpark Kassel-Wilhelmshöhe, seit kurzem UNESCO-Welterbe, darf sich eines einzigartigen Wasserspiels rühmen. Beginnend am Denkmal des Herkules, stürzen die Wassermassen, eingebettet in eine künstliche Felslandschaft, in Kaskaden 350 Meter herab. Ein grandioses Sommer-Erlebnis.

Doch warum in die Ferne schweifen: Herausragende gärtnerische Beispiele gibt es ja auch rund um Darmstadt: den Landschaftspark Schönbusch (Aschaffenburg), den Schlosspark Biebrich (Wiesbaden), die Staatsparks Fürstenlager (Bensheim-Auerbach) und Wilhelmsbad (Hanau), den Kurpark Bad Homburg mit der ersten Golfanlage auf dem europäischen Kontinent (Bad Homburg) und den - leider nur an wenigen Wochenenden geöffneten – Park am Schloss Wolfsgarten in Egelsbach.

Die Besucher dieses Lichtbildervortrages nahmen jedenfalls eine Fülle von Anregungen für künftige Ausflüge mit auf ihren Nachhauseweg.

Text und Foto: pep