barbara hauck mordsfaelle- so Petra Neumann-Prystaj in ihrer Einführung zur Lesung von Barbara Hauck aus ihrem Buch „Mords-Fälle“ bei der Aka 55plus. Und die Zuhörer kamen auf ihre Kosten. In der akribisch recherchieren Geschichte um den tragischen Tod des kleinen Frittie (1870), Sohn des Fürstenpaares Alice und Friedrich IV. von Hessen, erfuhren die zahlreichen Besucher der Veranstaltung im Hessischen Staatsarchiv so einiges über das Privateben "ihrer" Fürsten.

frittie 170Der kleine Frittie war nicht gesund. Blaue Flecken im Gesicht und nur schwer stillbare Blutungen selbst kleiner Wunden deuteten schon früh auf Hämophilie, eine erbliche Störung der Blutgerinnung, von der Männer des europäischen Hochadels heimgesucht wurden. Wer betroffen war, musste Zeit seines Lebens sehr vorsichtig sein, denn ein wirksames Mittel, das den Blutverlust stoppen konnte, gab es nicht.

Frittie starb, nachdem er beim Spielen aus dem Fenster gestürzt war. Wahrscheinlich an inneren Blutungen, denn sichtbare Verletzungen hatte er sich nicht zugezogen.  Er war noch keine 3 Jahre alt.

Die zweite Geschichte handelte von einem echten Mord. „Arsen macht scheen“, – dieses Gift, so Barbara Hauck, sei nicht zu empfehlen, wenn man den perfekten Giftmord plane. Da finde man in jedem Garten effizientere schwer nachweisbare „natürliche“ Gifte…

Am 29. Oktober 1861 wurde auf dem Friedhof in der Nieder-Ramstädter Straße eine Leiche exhumiert, die drei Monate nach der Bestattung kaum Zeichen von Verwesung aufwies. Die pathologische Untersuchung wies Arsen in allen Organen nach. Das war seit 1836 durch ein von dem englischen Chemiker James Marsh entwickeltes Verfahren möglich. Pech für den Ehemann, den Hofbuchdrucker Georg Heinrich Jacoby, dem der Prozess gemacht wurde.

Zwar war er als Schürzenjäger bekannt und die mysteriöse Krankheit seiner Frau begann nach einem gemeinsamen Abendessen. Auch verabreichte er ihr – nach Aussage des Dienstmädchens – zweimal ein Pulver, das eher zur Verschlechterung des Zustandes beitrug. Ob das (schwangere) Dienstmädchen allerdings (nur) eine vertrauenswürdige Zeugin war?

Eingebettet in Darmstädter Geschichte und Lokalkolorit machen die Erzählungen von Barbara Hauck Lust auf mehr.

marwen