Graupners Trauermusik und Funeralkultur

Bereits im März 2016 hatten die Mitglieder der Aka Gelegenheit, einen Vortrag über Christoph Graupner (1683 – 1760) zu hören. Frau Dr. Beate Sorg berichtete über „Fürstliche Hochzeiten…Graupners Festmusiken“. Daher erlaube ich mir, die Kurzbeschreibung seines Lebens und Werkes vom März d.J. bei mir selbst zu mausen.

Selbst in Darmstadt wird es einige Menschen geben, die auf die Frage nach Christoph Graupner gar nichts antworten können, nur von der Christoph-Graupner-Schule und / oder dem Graupnerweg etwas gehört haben. Aber Musikkenner wissen von dem Komponisten und Hofkapellmeister Graupner (1683 – Kirchberg/Zwickauer Land bis 1760 in Darmstadt) und sind eventuell Mitglieder in der Graupner-Gesellschaft.

Warum weiß man so wenig über diesen doch überaus produktiven Künstler, dem attestiert wird, einer der bedeutendsten Barockkomponisten am Übergang zur Frühklassik gewesen zu sein? Zeitweise war Graupner bekannter als sein Zeitgenosse J.S. Bach. Auch den Vergleich mit Telemann und Händel brauchte er in Vielem nicht zu scheuen. Er war Thomasschüler in Leipzig – Bach nicht.

Als Graupner nach einem Jurastudium und ersten musikalischen Erfolgen seinen Aufenthaltsort nach Hamburg verlegte und dort als anerkannter Komponist arbeitete, lernte er 1709 den musikalisch sehr anspruchsvollen Landgrafen Ernst Ludwig von Hessen-Darmstadt kennen und folgte ihm in die kleine Residenzstadt Darmstadt. Erst als Vizekapellmeister, dann als Hofkapellmeister wurde er unentbehrlich für die musikalischen Ambitionen seines Dienstherren.

U.a. schrieb er Opern, Kantaten, Sinfonien, wöchentliche Kirchenmusiken, Tafel- und Hochzeitsmusiken sowie weitere Ceremonialstücke. Seine Loyalität war so groß, dass er sogar das Angebot, nach erfolgreicher Bewerbung als Thomaskantor nach Leipzig zu gehen, ablehnte. Heißt es!!! Wahrscheinlicher ist, dass der Landgraf seinen hochbegabten Komponisten nicht gehen lassen wollte. So erhielt J.S. Bach die begehrte Stelle.

Graupners Werk ist in handschriftlicher Form nahezu vollständig erhalten. In der Darmstädter Landes- und Universitätsbibliothek sind die Notenblätter für Forscher einsehbar. Möglicherweise sind die allzu enge Bindung an den Fürsten oder die langwierigen Erbauseinandersetzungen nach Graupners Tod schuld daran, dass seine Kompositionen zeitweise in Vergessenheit gerieten und nur die von ihm selbst herausgegebenen Klavierwerke damals wesentliche Verbreitung fanden. Leider existieren bisher nur wenige Einspielungen.

Jetzt, im 2. Halbjahr, passend zu den grauen Tagen, stellte die Referentin die Arbeiten des Komponisten zur Funeralkultur vor. Auch auf diesem Gebiet gab es für den Künstler viel zu tun. Die Sterblichkeitsrate war nicht nur bei Kindern hoch. Hygienische, medizinische und kriegerische Missstände forderten viele Opfer. Je nach dem Stand der verstorbenen Mitglieder der Fürstenhäuser benötigte man würdige Musiken für bis zu drei aufeinander folgende Beisetzungen. So addierten sich die, vom Hofkomponisten zu erbringenden wöchentlichen Kantaten, Kammermusiken, Klavierwerke und Sonderkompositionen zu einem umfangreichen Werk.

Bevor Frau Dr. Sorg musikalische Beispiele vorstellte, berichtete sie ausführlich und sehr interessant über die aufwendigen und kostspieligen Zeremonien, die ein Landesfürst auszurichten hatte. Schließlich ging es auch, unter Umständen hauptsächlich, um seine Reputation.

Bilder von Sarkophagen, (zu sehen in der Gruft der Darmstädter Stadtkirche), Gedenksteinen und Druckwerken ergänzten ihre umfangreichen Informationen aus Wort, Bild und wunderbarer Musik, deren Auftrag es war, das Sterben und die Aufnahme bei Gott einfühlsam darzustellen.

Mika Dietrich