csm cosi fan tutte wolfgang runkel 170Nee, nee, Herr Mozart, was Sie da behaupten, geht gar nicht!
Das glaubt Ihnen doch keiner, dass die jungen Damen aus gutem Hause so einfältig waren, sich dermaßen täuschen zu lassen. Und auch die jungen Männer, (Herren waren das ja wohl nicht), hatten doch sicherlich zu viel Grips, um so durchsichtige und fiese Spielchen zu planen. Ja, ja, sie sind vom bösen Don Alfonso angestiftet worden und auch die listige Despina mischte mit.

Die Premiere in Wien war schon 1790 „verhalten positiv“ aufgenommen worden; bekannte Kritiker nannten die Oper „hanebüchen, frivol, unmoralisch und kränkend“.

Herr von Beethoven meinte sogar: „…Opern wie cosi fan tutte könnte ich nicht komponieren, Dagegen habe ich einen Widerwillen… solche Stoffe sind mir zu leichtfertig…“ (Hat er deshalb nur den beeindruckenden Fidelio geschaffen?)

Wie aus dem Programmheftchen und Opernführern zu entnehmen ist, hatten im Laufe der Jahrzehnte so einige Dramaturgen und Theaterwissenschaftler an dieser Komödie etwas auszusetzen. So werkelten sie manchmal ziemlich heftig am Inhalt herum, legten jeweils zeitgenössische moralische Maßstäbe an und verbesserten, bzw. verschlimmbesserten die Handlung.

Worum geht es überhaupt? Ein Zitat von Wolfgang Hildesheimer aus dem Programmheft zur Oper: „…der Mangel an Weibertreue, den der Text zum Thema macht…wird hier bei weitem übertroffen von dem Mangel an Männermoral, durch den diese Fehlbarkeit evident wird. In Wirklichkeit sind die Frauen Opfer einer elenden Intrige, die nur deshalb gut ausgeht, weil die Männer ungerechterweise in die Position gesetzt werden, den Frauen verzeihen zu dürfen, während es eigentlich umgekehrt sein müsste….Die Frage, ob diese beiden Paare später miteinander glücklich werden, haben sich weder Da Ponte noch Mozart gestellt.“

Die Liste der Kritiken zum Inhalt der Komödie, positiv oder negativ, lässt sich beliebig verlängern. Aber, genug gemeckert!

An die Musik Mozarts wagte sich jedoch kaum jemand heran! „Gut so!“, sagt auch der Laie, der Musikgenießer, die Verehrerin. Gefällt einem nicht, dass die Schwestern Fiordiligi und Dorabella in ihrer Aufregung um Liebe und Treue wie am Schnürchen aufgezogen unablässig die Stube durchqueren, so schließt man die Augen und gibt sich der zauberhaften Musik hin. Mit etwas Fantasie kann man die Handlung in diesem musikalischen Gemälde nachvollziehen.

Aber, Herr Mozart, Sie haben es geschafft, alle neugierig zu machen. Ich habe jedenfalls keinen meiner Nachbarn mit geschlossenen Augen gesehen.

Mika Dietrich / Foto (Katharina Persicke, Kathrin Leidig) © Wolfgang Runkel