Fast jeder Mensch läuft heutzutage mit einem „Datenverarbeitungsgerät“ (sprich: Smartphone) in der Tasche herum und denkt nicht mehr daran, dass so etwas noch vor 50 Jahren nicht vorstellbar war. Die rasante Entwicklung lässt einen staunen. Rainer Hintner konnte das Werden der elektronischen Datenverarbeitung während seiner aktiven Arbeitszeit direkt miterleben.

Spätestens mit der Sesshaftigkeit „erfand“ die Menschheit das Zählen und damit die Zahlen und die Grundrechenarten. Nach ersten, rein mechanischen Maschinen des Mittelalters begann die Datenverarbeitung (DV) im engeren Sinne mit der Person Herman Hollerith. Er, der sogenannte „Großvater der DV“, verblüffte 1890 seine Landsleute, als er mit Hilfe von Elektrik, Lochkarten und zugehöriger Geräte die damalige Volkszählung in den USA revolutionierte und immens beschleunigte. Seine Firma wurde übrigens der Grundstein des nachfolgenden DV-Konzerns IBM.

Bei der Geschichte der DV und unserer heutigen Rechner kommt man nicht an Konrad Zuse vorbei. Mitten im 2. Weltkrieg schuf er mit dem „Z3“ den ersten funktionsfähigen elektronischen DV-Apparat: den Computer, wie er nun genannt wird. Seine Firma ZUSE KG verkaufte er übrigens an SIEMENS, dem deutschen Konkurrent der IBM. Doch der letzteren Firma blieb es vorbehalten, in den Nachkriegsjahren den Computer weltweit salonfähig (sprich: lebensnotwendig) zu machen. Die Großrechner-Systeme IBM 1401 und vor allem die /360-Serie wird manchen unserer AKA-Mitglieder, die irgendwie mit Datenverarbeitung zu tun hatten, noch gut in Erinnerung sein. Damals begann übrigens auch der Kontakt des Referenten Hintner mit den Groß-Rechnern, die ihn bis zu seiner Pensionierung nicht mehr losließen.

Großrechner waren es im wahrsten Sinne: Sie brauchten hallenartige Räume und viel Strom, u.a. auch für die Kühlung ihrer Röhren und Relais. Die ersten Industrierechner waren noch nicht „multifunktionsfähig“, sondern erledigten alle Aufgaben (Programme) eines nach dem anderen - seriell. Das änderte sich schnell: Programme für den Betrieb, die Dateneingabe und Datenausausgabe und die eigentliche Aufgabe wurden getrennt entwickelt, hatten ihre eigene Programmiersprachen und liefen parallel. Innovative Erfindungen wie Chips und Glasfaser führten zu quantensprungartigen Entwicklungen. So überlebten die Großrechner bis heute, die Rechner-Schnelligkeit nahm unglaublich zu, die Größe der zugehörigen Geräte wurde umgekehrt immer kleiner, die Speichermedien und Drucksysteme immer leistungsfähiger. Und die Leistung steigt heutzutage weiterhin exponentiell an.

Mit dem Personal Computer (PC) wurde in den letzten 40 Jahren der Computer auch für den Privathaushalt interessant. Und wenn vor 70 Jahren prophezeit wurde, solche elektronischen Rechenapparate würden nur in verschwindend geringer Menge weltweit gebraucht werden, hat man sich so was von geirrt (siehe Anfangssatz…).

Hintner wagte auch einen Blick in die Zukunft: Alles wird schneller, kleiner, billiger - aber wird es auch besser? Die zunehmende Cyber-Kriminalität und „Trojaner“ machen den Normalbürger skeptisch. Die soziologischen, politischen und wirtschaftlichen Folgen der modernen DV werden wir abwarten müssen und noch beobachten können.

Klaus-Peter Reis