Frisch und gut gelaunt erschien Barbara Akdeniz am 18. September zu der Abendveranstaltung im Literaturhaus.

Bedenkt man, dass ihr Tag um 5 Uhr beginnt, beweist sie schon durch die Art ihres Auftretens eine hohe Belastbarkeit. Die schimmerte auch schon im Titel für diesen Abend durch, der das“ Mammutressort“ der Sozialdezernentin (Die Grünen) ansprach. Ihr Ressort umfasst 1000 Mitarbeiter/innen in diversen Abteilungen.

Herzlich begrüßt von den Moderatorinnen Heidrun Bleeck und Margret Wendling stellte sich Frau Akdeniz allen in übersichtliche Themen gebündelten Fragen. Einen ersten Abriss der Aufgaben erhielten die Besucher durch lebhafte Schilderungen über die Verknüpfung der Schicksale von (meistens) Frauen in schwierigen Lebensphasen, Familien mit Trennungen, Kindern und Jugendlichen in gefährdenden Milieus. Ebenso behält ihr Amt Suchtkranke, Obdachlose, Pflegedürftige, Flüchtlinge und Senioren im Blick, ohne dass sich die Betroffenen als „Fälle“ vorkommen sollen. Ihrer Sorge obliegt, den Schwachen eine Teilhabe am menschenwürdigen Leben in dieser Stadt zu ermöglichen, bei dem sie ihren Selbstwert nicht verlieren oder (wieder) aufbauen können.

Eine Riesenaufgabe besteht darin, für ältere Senioren ein selbst bestimmtes Leben mit ausreichend sozialen Kontakten zu organisieren, zumal zwei große Heime vor kurzem geschlossen haben. Insofern gilt ambulant vor stationär. Heißt: Es werden Maßnahmen unterstützt, die ein Weiterleben im herkömmlichen, heimischen Umfeld der Älteren zum Ziel haben. Die Hälfte der bekannten privaten Pfleger, die in aller Regel Frauen sind, können bezuschusst werden. Ausführlich wurde die Frage diskutiert, in wieweit das eigene Vermögen oder das mühsam angesparte Haus verloren gehen oder die Kinder einspringen müssen, wenn der wahrlich teuere Heimaufenthalt zwingend wird.

Auf den kommunalpolitischen Dauerbrenner ‚Sozialticket’ angesprochen, reagierte Frau Akdeniz mit dem Hinweis auf den aktuellen Steuerausfall im städtischen Haushalt. Etwas besser schneidet Darmstadt im Städtevergleich bei den durchschnittlichen Mietenanteilen vom Einkommen ab: 20,3 % gegenüber dem Spitzenreiter München mit 30 %. Von der Wohnungsknappheit war der Gesprächssprung hinüber zu den Flüchtlingen nicht weit. Mit derzeit 4.500 aktuellen Geflüchteten und dem Wohnzentrum Jefferson-Siedlung steht die Stadt gut da, wenngleich ständige Sanierungsarbeiten auch Kosten verursachen. An dieser Stelle bedankte sich die Sozialdezernentin bei den vielen (teilweise auch anwesenden) Ehrenamtlichen in der Flüchtlingsarbeit sehr herzlich.

Als politisch Verantwortliche für die Umwelt verriet Frau Akedeniz, dass beim Thema Luftreinhaltung ein persönliches Umdenken der Bürger unerlässlich sei, wenn in Zukunft Fahrverbote für PKW vermieden werden sollen. Bessere technische Lösungen zur Luftreinhaltung verlangt sie zeitnah und auf Kosten der Autoindustrie. Auch der Fluglärm könne auf Dauer durch Routenverlegung nicht einfach „weiter nördlich“ geschoben werden, sondern müsse grundsächlich eine Reduzierung erfahren.

Abschließend befragt nach ihrem Privatleben versicherte die Stadträtin glaubhaft, dass der von ihr praktizierte Lebensstil durchaus ein zufriedenes, wenngleich arbeitsreiches Dasein biete.

Walter Schwebel

Lesen Sie dazu auch den Artikel im Darmstädter Echo > hier