ohr clipartDer Titel des Vortrags von Frau Dr. Julia Brandstätter, Oberärztin am Klinikum Darmstadt,  lockte so viele Interessenten an, dass die Stühle im Vortragsraum der Akademie 55plus nicht ausreichten.

Kein Wunder, denn Probleme mit dem Hören haben allein in Deutschland  16 Millionen Menschen. Besonders viele davon sind älter als 55 Jahre.

Das Ohr ist ein hochkomplexes Organ – entsprechend vielfältig ist die Möglichkeit der Störungen, die zu einer Beeinträchtigung des Hörvermögens führen können.

Liegt ein Hörproblem vor, so ist zunächst zu klären, ob es sich um eine Mittelohrschwerhörigkeit (Schalleitungsschwerhörigkeit) oder eine Innenohrschwerhörigkeit (Schallempfindungsschwerhörigkeit) handelt.

Bei der Mittelohrschwerhörigkeit wird die mechanische Weiterleitung des Schalls im Mittelohr durch ein Hindernis gestört. Das Hören ist insgesamt verschlechtert, es sind keine bestimmten Tonhöhen betroffen. Wenn man Glück hat, ist ein Ohrenschmalzpfropf oder ein Fremdkörper  im Gehörgang oder eine Entzündung der Schleimhäute die Ursache für das verschlechterte Hören. Dann genügt schon die Entfernung des Fremdkörpers oder ein Nasenspray  zum Abschwellen der Schleimhäute, um das normale Gehör wieder herzustellen. Bei schwerwiegenderen Ursachen wie z.B. bei einem Riss im Trommelfell, ist eine Operation erforderlich.

Bei der Innenohrschwerhörigkeit wird der Schall relativ gut im Mittelohr weitergeleitet, aber die feinen Zellen des Innenohrs sind beschädigt und können die Signale nicht korrekt in Nervenimpulse umwandeln. Die Schallwahrnehmung kommt über den Hörnerv unvollständig im Gehirn an. Ursache für Innenohrschwerhörigkeit können z.B. sein: ein akutes Schalltrauma (Explosion, Knall), Lärm (85 Dezibel und mehr) über längere Zeit, ein Hörsturz, Morbus Menière oder der Alterungsprozess.

Von Altersschwerhörigkeit, die ab dem 50. Lebensjahr verstärkt einsetzt, sind, so Dr. Brandstätter, Männer häufiger betroffen als Frauen. Sie beginnt schleichend, bestimmte Töne im oberen Frequenzbereich oder Lautstärken werden nicht mehr gehört. Das Sprachverstehen ist reduziert. Im Restaurant oder in größeren Gesellschaften  wird die Beteiligung am Gespräch wegen der vielen Hintergrundgeräusche zur Strapaze.

Da Schäden des Innenohrs nicht operativ behoben werden können, ist das Tragen eines Hörgerätes erforderlich, um diese Defizite auszugleichen.

An dieser Stelle kommt der Hörakustiker ins Spiel. Er ist der Handwerker, der den von Schwerhörigkeit Betroffenen berät und ihm hilft, das passende Gerät zu finden. Ein Prozess, der sich über Monate hinziehen kann, so der Hörakustiker Adrian Henning, der sich zusammen mit Dr. Julia Brandstätter im Anschluss an den sehr informativen Vortrag den Fragen der Anwesenden stellte.  

Margret Wendling