Werner Nüsseler demonstrierte Bildmanipulationen

Fotomontage 170Können Bilder manipulieren? Und ob!  Wer es bisher noch nicht geglaubt hatte, war nach dem Vortrag Werner Nüsselers schlauer. Der langjährige Vorsitzende des Film-und Videoclubs Darmstadt hat sich intensiv mit dem Thema beschäftigt und führte dem staunenden  Aka-Publikum immer neue Beweise vor. Fazit: Fake News bestehen nicht nur aus Wörtern, sondern vor allem auch aus Bildern.

Nun sind die meisten Menschen heutzutage mit Medien aufgewachsen und glauben schon deshalb nicht jeden Blödsinn, der ihnen in Großbuchstaben täglich  entgegen geschrien wird. Fast jeder zweite misstraut der Presse, das ergab eine Umfrage. Bei Bildern hingegen sei das Misstrauen nicht so groß, sagte Nüsseler und mahnte gleichzeitig, genau hinzuschauen, denn natürlich können auch Fotografien ein bisschen schummeln oder richtig lügen – die Spanne ist groß. Wird zum Beispiel der Kanzlerin im Abendkleid der unschöne Schweißfleck unter den Achseln weg retuschiert, ist das sicher nachvollziehbar. Wird hingegen dem 1994 protestierenden Jürgen Trittin ein Schlagstock untergejubelt – also nachträglich hinzugefügt – so dürfte das schon ein gravierender Straftatbestand sein.

Werner Nüsseler holte weit aus, um zu zeigen, dass Bildmanipulation kein Kind unserer Zeit ist, sondern schon so alt ist wie die Geschichte der Fotografie. Da war zum Beispiel das majestätische Familienfoto des Kaisers Wilhelm II.  Der Herrscher und seine Söhne, in voller Montur, sehr eindrucksvoll. Dummerweise fehlte die Frau Gemahlin, es war wohl gar nicht aufgefallen. Aber kein Problem – sie wurde anschließend ins Bild kopiert, und die heile Familie war wieder vereint.

Es wurden nicht nur Personen hinzugefügt oder wegretuschiert, auch Orte oder Symbole im Hintergrund konnten je nach Bedarf ausgetauscht werden. Da trafen sich dann Hitler und Franco plötzlich auf einem Bahnhof, weil es dynamisch und nach Aufbruch aussah. Auch mit der Farbgebung wurde geschummelt: Aus einer normalen Wasserpfütze wurde nach einem Attentat in Luxor eine Blutspur – die Farbe Rot machte es nachträglich möglich.

Vergleichsweise harmlos erscheint dagegen das Bild von Präsident Bush, der in einer Schulklasse vorliest und das Buch falsch herum hält. Das schadenfrohe Lachen wird allerdings durch die Tatsache geschmälert, dass der Fotograf vergessen hat, auch die Rückseite des Buches falsch herum zu fotografieren.

Der Bogen war weit gespannt: Vom Siemens-Chef, der zunächst vergessen hatte, die teure Rolex-Uhr abzustreifen, ehe er vor die Arbeiterschaft trat bis zum Bild des Soldaten, der scheinbar im Bildausschnitt kurz vor der Exekution steht, dann aber im Vollbild glücklicherweise nur völlig erschöpft ist und ein Glas Wasser gereicht bekommt.

Aber nicht nur Fotos wurden und werden gefälscht, inzwischen kann man das auch mit Filmen und Videos ohne große PC-Rechenzeit machen, nicht nur bei Spielfilmen, sondern auch in aktuellen Berichterstattungen.

Im letzten Teil seines Vortrages ging Werner Nüsseler dann auf die aktuelle Entwicklung ein. 80% der Jugendlichen können Nachrichten nicht mehr von Werbung unterscheiden, das hat eine Umfrage ergeben. Da bahnen sich  grausige Zeiten an. Oder sind tatsächlich schon bei uns angekommen. Stichwort „Bots“. Das sind jene computergestützten „robots“, die in den sozialen Medien herumgeistern und sich als Menschen ausgeben. Sie können massenhaft „Likes“ wie Hasskommentare abgeben. Es ist zu vermuten, dass sie auch bei Präsidentschaftswahlen schon eingesetzt wurden und möglicherweise das Wahlergebnis beeinflusst haben.

Darüber wird uns Werner Nüsseler dann demnächst umfassend aufklären. Bis dahin aber gab er allen mit auf den Weg: „Augen auf, kritisch sein, Fakten überprüfen!“

Heidrun Bleeck / Foto: Werner Nüsseler