Aka im Gespräch am 13. 11. 2017
pfarrer als kabaretistAls Clajo Herrmann beim Evangelischen Kirchentag 1997 zusammen mit seinen Pfarrerkollegen Hans Greifenstein einige Sketche vortrug, wusste er noch nicht, dass er sieben Jahre später das Predigen zugunsten der Kleinkunst aufgeben würde.

Einige Zeit blieb er noch berufsrechtlich bei der Kirche beurlaubt, bevor er dann vor siebeneinhalb Jahren aus dem seriösen Beruf ausstieg und von da an „vom Quatsch machen“ lebt.

Die aus seiner Sicht chaotischen kommunalen Verhältnisse in Babenhausen, Scharen von lernunwilligen Konfirmanden sowie die unbewegliche Struktur der evangelischen Kirchenverwaltung haben diesen Schritt in eine angestrebte Selbständigkeit erleichtert. An seinem persönlichen Glauben hat der Umstieg nichts geändert. Herrmann betet – nach seiner atheistischen Phase im Alter von 15,16 Jahren – täglich.

Als lutheranisch-reformierter Denker lehnt er die überfrachteten Erwartungen der kirchlichen Weihnacht ab. Er befasst sich als Islam-Kenner mit Themen vergleichender Religion und pflegt neben Sprachstudien eine lebendige Beziehung zu einer befreundeten Hindu-Familie. Herrmann bekennt sich als Initiator zu dem Festival des internationalen Kirchenkabaretts, einer sehr attraktiven wiederkehrenden Veranstaltung, die er in seiner Zeit in Babenhausen kreierte.

Befragt nach seinem künstlerischen Vorbild nannte Clajo Herrmann Hans Dieter Hüsch, den schnell sprechenden und singenden Meisterkabarettisten vom Mainzer Unterhaus. Obwohl er seine Themen stets aus dem vollen Leben einer eher oberflächlich lebenden Gesellschaft schöpft, achtet er besonders darauf, „niemand in seinem Glauben zu verletzen oder das Christentum in den Dreck zu ziehen“. Eine 8-jährige theologische Studienzeit hat offenbar prägende Fairnessregeln hinterlassen. Mittlerweile hat er die Erfahrung von 20 - teilweise als Solist - gespielten Programmen und schätzt in 21 Jahren vor insgesamt 400.000 Zuschauer aufgetreten zu sein.

Mit seinem Partner und Kollegen Greifenstein, der weiterhin als Pfarrer arbeitet, entstehen die Texte; er ertüftelt die Überschriften. Die Programme heißen beispielsweise „Seichtgeheimnisse“, „Minna von Bornheim“ oder „Auch Jünger werden älter“. Überrascht nahm das Aka-Publikum zur Kenntnis, dass die Programme im klassischen Sinne nicht geprobt werden, wenngleich eine Menge Arbeit dahinter steckt. Gegen Ende des Gesprächs verriet der bewundernswert leichtfüßig daherkommende Herrmann, seine noch vorhandene seelsorgerliche Tiefe als er über das persönliche Glück sprach.

Die Aka im Gespräch-Veranstaltung im vollbesetzten Literaturhaus erhielt einen besonderen Pfiff durch das harmonische Zusammenspiel von der Moderatorin Petra Neumann-Prystaj mit dem Gast. Stets im trefflichsten Moment stellte sie Fragen, die zum nächsten Abschnitt überleiteten.

Text: Walter Schwebel, Foto: Gerald Block