schmotz kuehn katrinZiel der Referentin Frau Dr. Kathrin Schmotz-Kühn, Oberärztin am Elisabethenstift, war es, mit ihrem lebendigen und anschaulichen Vortrag die Zuhörer/-innen zu sensibilisieren. Den Interessierten im vollbesetzten Vortragsraum vermittelte sie dabei einen Abriss über Demenzformen, Verlauf der Krankheit und therapeutische Möglichkeiten.

Die Zahl der Erkrankten ist derzeit auf rund 1,5 Mio Menschen in Deutschland gestiegen und wird weiter zunehmen. Mit dem Ansteigen des Lebensalters steigt die Gefahr zu erkran­ken.

Aber Demenz ist keine typische Alterserscheinung, sondern eine Krankheit.

Vergesslichkeit muss noch kein Zeichen für das Anfangsstadium der Erkrankung sein. Das Arbeitsgedächtnis lässt im Alter nach, es wird schwieriger sich neue Dinge zu erarbeiten.

Kommen aber Mobilitätsstörungen, Orientierungsprobleme, Gedächtnis- und Sprachstörungen und Verlust der Alltagskompetenz hinzu und bestehen sie über einen längeren Zeitraum (etwa 6 Monate), kann es sich um eine Demenz handeln. Viele Defizite können in der Anfangsphase von den Erkrankten durch Lebenserfahrung kompensiert werden. Aber die Abnahme des Gedächtnisses und anderer kognitiver Fähigkeiten schreitet fort. Zusammenhänge werden nicht mehr erkannt, die Urteilskraft verringert sich.

Am häufigsten ist die Alzheimer-Demenz (etwa 55%). Abbauprozesse im Gehirn, weniger Gehirngewicht konnten von dem Neurologen Alois Alzheimer (1864-1915) nachgewiesen werden. Folge: weniger Hirnleistung. Diese Demenzform ist nicht heilbar und durch einen fortschreitenden Verlauf gekennzeichnet. Bevor die Erkrankung entdeckt wird, ist sie wahrscheinlich schon einige Jahre beim Betroffenen vorhanden. Der Verlauf kann sich über 9 bis10 Jahre erstrecken. Bei der Alzheimer-Demenz lässt sich der Krankheitsverlauf in drei Stadien einteilen.

Stadium 1: Das Erinnerungs-, Denk- und Problemlösungsvermögens ist beeinträchtigt. Auch Reizbarkeit und Stimmungsschwankungen können auftreten. Betroffene bemerken ihre Defizite. Sie sind bestrebt, problematische Situationen im Alltag zu vermeiden oder zu vertuschen. Das Selbstwertgefühl wird bedroht. Auffallend ist häufig ein sozialer Rückzug.

Stadium 2: Die Orientierung in vertrauter Umgebung geht verloren. Hinzu kommen Sprach- und Handlungsstörungen. Die Kaschierung wird jetzt schwieriger. Störungen des Sozialverhaltens kommen hinzu. Die Integrität der Persönlichkeit wird als bedroht wahrgenommen. Aggressivität und Schuldzuweisungen können die Folge sein. Verwahrlosung und mangelnde Körperpflege werden zum Problem, insbesondere für Angehörige. Der soziale Rückzug geht weiter.

Im Stadium 3 können sich Betroffene nicht mehr selbst versorgen und werden pflegebedürftig. Betreuung rund um die Uhr ist notwendig. Während der Leidensdruck für die erkrankte Person in der Anfangsphase am größten ist, steigt die Belastung der Angehörigen mit dem Fortschreiten der Krankheit. Besonders belastend ist für viele Angehörige, wenn Erkrankte sie nicht mehr erkennen oder ihr Wesen sich stark verändert.

Die Selbständigkeit der Betroffenen kann länger erhalten werden, wenn die Therapie der Erkrankung frühzeitig eingeleitet wird. Eine wichtige Voraussetzung dafür ist, dass die Erkrankung in einem frühen Stadium erkannt wird.

Ziel einer medikamentösen Therapie ist die Verbesserung und Erhaltung der Alltagskompetenz. Eine Heilung ist (zur Zeit) nicht möglich, eine Verzögerung im Krankheitsverlauf ist bereits ein Behandlungserfolg.

Die nicht pharmakologische Therapie unterstützt und berät Betroffene und Angehörige und ist ungeheuer wichtig. Bei den Patienten gilt es, durch angemessenes Training körperliche und geistige Aktivitäten zu fördern und Hilfen zum Alltagsmanagement zu geben. Angehörige werden geschult in Einfühlungsvermögen, Nutzung vorhandener Ressourcen und Stärkung vorhandener Reserven.

Viele Fragen schlossen sich an den interessanten Vortrag an.

Da der Vortragsraum leider nicht für alle Interessierten Platz bot, wurde der Wunsch nach einer Wiederholung im nächsten Jahr geäußert.

Sigrid Geisen