Brueder Grimm HausDer Tag begann mit Frühgymnastik am Darmstädter Bahnhof. Treppab, treppauf, treppab, das bot  die Bahn der Aka-Gruppe. Der Tagesausflug nach Steinau war bestens vorbereitet, wie man es von der Kursleiterin Ingrid Scheffler kennt.

Der Zusatz „an der Straße“ bezieht sich auf die Via Regia, die alte Handelsstraße von Frankfurt am Main nach Leipzig, und dient der Unterscheidung von anderen gleichnamigen Orten.

Mit der Burg Steinau, von der der quadratische Stumpf des Bergfrieds aus dem 13. Jahrhundert erhalten ist, errichteten die Herren von Hanau eine Befestigung, die der Sicherung des Geleits auf der Via Regia diente und ihnen Einnahmen sicherte. Von Frankfurt nach Leipzig brauchte man mit der Kutsche damals vierzehn Tage, der zu bestaunende originale Straßenbelag ließ die Mühen dieser Reise erahnen.

Die Brüder-Grimm-Stadt Steinau war von 1791 bis 1798 Heimat der berühmten Märchensammler Jacob und Wilhelm Grimm. Ihr Vater Philipp Wilhelm Grimm war hier im 18. Jahrhundert Amtmann und hatte seinen Wohn- und Dienstsitz im Amtshaus, heute Museum. Gegenüber befindet sich das einzige Museum für einen Handelsweg in Deutschland.

Ludwig Emil Grimm ist der Unbekannte, der Malerbruder neben den Märchenbrüdern. Er war     Maler, Radierer und Kupferstecher.  

Auf einer Reise 1850 von Kassel nach Steinau an der Straße, auf der er von seiner Familie begleitet wurde, entstand eine Mappe von 83 Federzeichnungen als Reisetagebuch, festgehalten in einer    9,39 m langen Reiserolle. Bis Bebra ging es mit dem Zug, dann folgte die lange Reise mit der Kutsche. Bahnstation wurde Steinau erst 1868. 12 dieser Zeichnungen bildeten die Grundlage der Stadtführung von Mariele Syllwasschy vom Geschichtsverein, bei den Märchenführungen ist sie  die böse Stiefmutter von Schneewittchen. Mit den Augen von Ludwig Emil Grimm führte sie uns durch die Stadt und wir teilten ihre Begeisterung. Menschen und Plätze hat der Maler in seinen Federzeichnungen präzise festgehalten.

Los ging es am mit Märchenmotiven geschmückten Brunnen auf dem Marktplatz, anlässlich des 200. Geburtstages der Brüder Grimm errichtet. Die Aka konnte ihre Märchenkenntnisse unter Beweis stellen. Steinau war früher vor allem eine Töpferstadt. Verzierungen an wunderschönen Fachwerkhäusern zeugen davon. Im 18. Jh. zählte man vierzig Töpfer in der Stadt, heute noch drei. Die Brüder-Grimm-Straße durchquert die Altstadt, vorbei am „Weissen Ross“, dem Traditionsgasthaus der Grimms. Durch die Elisabethenpforte ging es vor die Stadtmauer zum Mühlgraben. Hier befand sich der Biengarten, Garten und Spielgelände der Grimms.

Die Stadtmauer und ihre verschiedenen Tore werden übrigens von einer Rentnergruppe gepflegt, den „Mauerspechten“. Am Stadtborn befindet sich eine Sickerquelle innerhalb der Stadtmauer, die in Kriegszeiten für die Wasserversorgung der Stadt sorgte.

Stärkung bekamen wir im Restaurant Burgmannenhaus bei vorzüglichen Wildgerichten.

Der Nachmittag bot dann Gelegenheit für einen Aufenthalt im Brüder-Grimm-Museum. Besucher können sich dort in die Zeit der beiden Brüder Jacob und Wilhelm und ihre Märchenwelt versetzen lassen.

Alle waren sich einig: Es war ein sehr schöner beschaulicher Ausflug. Selbst für gutes Wetter hatte Ingrid gesorgt, herzlichen Dank!

Sigrid Geisen