Vincent van Gogh: In einem Lichtbildervortrag bei der Aka stellte Helmut Linke den Maler und dessen Leben vor

Der Mann mit dem roten Bart und dem strengen Blick ist in Zeitungen und im Fernsehen allgegenwärtig. Vincent van Gogh (1853 – 1890), als Künstler und Mensch zu Lebzeiten erfolglos, jetzt als „Vater der Moderne“ gepriesen, erlebt gerade einen durch die neue Ausstellung im Städel befeuerten Hype.

Mit der für ihn so typischen Gründlichkeit hat sich Helmut Linke, Fachbereichsleiter Kunst bei der Aka, mit dem niederländischen Maler und seiner Vita beschäftigt und näherte sich „subtil und behutsam“ einem Menschen, der stets zwischen Genie und Wahnsinn schwankte.

Der Aka-Vortragssaal war voll – lag dies am Interesse an van Gogh, dem „Lieblingsmaler der Deutschen“, oder der von vielen Aka-Mitgliedern hochgeschätzten Kunstkompetenz und verständlichen Vortragsweise von Linke?

Als erstes räumte der Referent mit einigen Mythen rund um den armen Künstler auf, der zu Lebzeiten nur ein Gemälde und ein Paket mit Zeichnungen verkaufen konnte. Vielleicht waren es aber auch mehr? Ein Werksverzeichnis gibt es nicht. Ob er sich das Ohr abgeschnitten hat oder ob es ihm bei einem Streit abgeschnitten wurde, wird wohl nie zu klären sein. Aber dass er am Hungertuch genagt haben soll, ist widerlegt: Sein Bruder Theo, ein Kunsthändler, hat ihn mit Geld versorgt: mit 200 Francs in Gold pro Monat. Das geht aus dem erhalten gebliebenen Briefwechsel zwischen den beiden Brüdern hervor. Der Maler erschoss sich im Alter von 37 Jahren in Auvers-sur-Oise in Frankreich. Möglicherweise mit einer 1965 gefundenen Pistole, die im Juni 2019 bei einer Auktion den Rekordpreis von 162.500 Euro erzielte.

Linke hatte für seinen Vortrag die wenigen Fotos ausfindig gemacht, die es von dem jungen Vincent und seinen Eltern gibt. Wie sich van Goghs Farbenspektrum veränderte, zeigte er an Gemälden, die in den Niederlanden – Schlüsselbild: „Die Kartoffelessser“ -, Paris und in der Provence entstanden sind. Van Gogh wird als schwieriger Mensch beschrieben. In den zehn Jahren seiner Schaffensperiode entstanden 900 Gemälde und 1000 Zeichnungen. Er litt an einem syphilitischen Infekt und epileptischen Anfällen, war ein starker Raucher und trank den hochprozentigen Absinth. Wegen seiner Anfälle wurden er im Krankenhaus behandelt und schließlich in ein Irrenhaus gesteckt, in dem er seine Zypressen-, Gartenbilder und Provence-Landschaften malte.

Van Gogh, dessen Vorbilder Eugene Delacroix, Peter Paul Rubens, Rembrandt und der Japaner Hiroshige gewesen waren, wurde selbst das Vorbild vieler Expressionisten, etwa Otto Dix, Emil Nolde, Max Pechstein, Karl Schmidt-Rottluff, Edvard Munch und Wassily Kandinsky. Sogar Pablo Picasso ließ sich von seiner Malweise inspirieren. Und Don McLean schrieb über ihn das Lied „Vincent - Starry Starry Night“ mit dem Fazit: Diese Welt war niemals für einen gemacht, der so wunderbar war wie du.

Die Vortragsveranstaltung diente der Vorbereitung der von Helmut Linke geleiteten Aka-Fahrten zur Van-Gogh-Ausstellung im Städel am 6. November und 13. Januar.

Petra Neumann-Prystaj