Barbara Wilderotter stellte uns den Lebensweg von Ulrike Meinhof vor.

Ulrike Marie Meinhof wurde 1934 in Oldenburg geboren und wuchs in einer evangelischen Familie auf. Vater Werner, Kunsthistoriker mit NSDAP Vergangenheit, starb schon 1940. Auch Mutter Ingeborg verlor sie früh. Mit ihrer Schwester Wienke wuchs sie nach dem Tod der Mutter 1949 bei der befreundeten Professorin Renate Riemeck in Oldenburg auf. Im katholischen Mädchengymnasium war sie eine pflichtbewusste und gute Schülerin. Nach dem Abitur begann sie in Marburg ein Studium der Pädagogik, Germanistik und Psychologie.

Sie erhielt als Hochbegabte ein Stipendium der Deutschen Studienstiftung. Als praktizierende Christin wurde sie politisch in dieser Zeit aktiv in der Bewegung „Kampf dem Atomtod“, die sich gegen die Wiederaufrüstung der BRD mit Atomwaffen richtete. Sie sah es als gesellschaftliche Verpflichtung an, erneute „Verbrechen gegen die Menschlichkeit“ zu verhindern und schrieb hierzu Artikel in Studentenzeitungen.

1957 wechselte sie an die Universität Münster und trat in den SDS ein. Sie lernte Klaus Rainer Röhl, den Redakteur der Studentenzeitung konkret kennen und schrieb nun Artikel für konkret. Mit 26 Jahren wurde sie Chefredakteurin. Röhl war Mitglied der verbotenen KPD, und, wie heute bekannt, wurde die Zeitung von der KPD und der Stasi finanziell unterstützt. Auch Ulrike Meinhof trat der KPD bei. Sie heiratete Klaus Rainer Röhl, bekam 1962 Zwillinge, und führte mit ihrem Mann, der Treue nicht ernst nahm, ein abwechslungsreiches Leben in der linken Hamburger Gesellschaft. 1964 kam es zum Bruch mit der KPD, das Ehepaar führte konkret in eigener Regie weiter. Ulrike Meinhof arbeitete als freiberufliche Journalistin und wurde bekannt.

Im politischen Umfeld der Studentenunruhen, die sich gegen den Vietnamkrieg, die große Koalition, die rechte Presse und die Notstandsgesetze richteten, engagierte sie sich an Aktionen der APO. Sie lernte dabei Andreas Baader und Gudrun Ensslin kennen. Als diese nach Anschlägen gesucht wurden, schlüpften sie zeitweise bei Ulrike Meinhof, die sich von ihrem Mann getrennt hatte und inzwischen mit ihren Töchtern in Berlin lebte, unter. Ulrike Meinhof entschied sich 1970 zur Beteiligung an der Befreiung des verhafteten Andreas Baader und flüchtete danach in den Untergrund. Sie bekannte sich fortan zu Gewalttaten gegen Staat und Polizei, nahm an Aktionen wie Banküberfällen, Einbrüchen in Passämter etc. teil und wurde als Chefideologin der Roten Armee Fraktion (RAF) gesucht.

Nach 6 Bombenanschlägen mit vielen Toten und Verletzten wurden Ulrike Meinhof und die führenden Terroristen der RAF 1972 verhaftet und wegen Mordes und vielfachen Mordversuchs angeklagt. Während des Prozesses wurde Ulrike Meinhof 1976 erhängt in ihrer Zelle in der Justizvollzugsanstalt Stuttgart Stammheim gefunden. 1998 löste sich die RAF endgültig auf.

Christiane Schuchard-Ficher