Der Wirt der Bockshaut, Reiner Heiß, begrüßte die wissbegierigen Akaler/-innen in der ausgebuchten Datterich Stubb (früher Tresorraum) und schwätzte über die Entwicklung Darmstadts. Viele waren der Aufforderung der Kursleiterin Friedel Lausberg gefolgt, mit ihr einen trüben, regnerischen Novembertag bei hessischen Tapas zu verbringen und es wurde ein überaus vergnüglicher und lehrreicher Abend.

Wichtige Etappen in der Geschichte der Stadt und der Bockshaut sowie Nettes oder weniger Nettes über die Darmstädter/-innen waren die Themen – natürlich war das „Geschwätz vom Wirt“ auf darmstädterisch. Aber auch die Zugereisten zeigten sich so integriert, dass sie alles verstehen konnten, weitgehend ohne Übersetzung. Jede/r gab hinterher zu, etwas Neues über Darmstadt erfahren zu haben. Unterbrochen wurden die lockeren Erzählungen durch verlockende Tapas.

Darmstadt, die alte Residenzstadt der Landgrafen und Großherzöge von Hessen-Darmstadt, war bis 1944 Hauptstadt von Hessen. Die Stadt Darmstadt entstand im Mittelalter aus einer fränkischen Siedlung und erhielt 1330 die Stadtrechte. Mit dem damit verbundenen Marktrecht wuchs die Bedeutung der bis dahin eher unscheinbaren Siedlung, um die nun eine Stadtmauer gebaut wurde. In der Geschichte Darmstadts finden sich viele Ludwigs, bis Ludwig X. waren es Landgrafen, ab 1806 folgten die Großherzöge, wieder Ludwigs und Ernst Ludwige. Darmstadt entstand aus einer kleinen Siedlung, erstmals 1013 urkundlich erwähnt unter dem Namen „Darmundestat“. Wahrscheinlich bedeutet der Name: "Wohnstätte des Darmundes", eines bewaffneten kaiserlichen Beamten. Es gibt auch andere Deutungen des Namens, aber sicher lässt er sich nicht vom Darmbach ableiten.

Die Bockshaut ist das drittälteste öffentliche Gebäude in der Innenstadt von Darmstadt nach dem Schloss, anfangs ein Wasserschloss, und der Stadtkirche. 1580 wurde die Bockshaut als Pfarrhaus gegründet und ab 1760 als Gerberei betrieben. 1795 wurde aus der Gerberei ein Weinhaus. Das Zunftzeichen der Gerber, die Haut des Bockes, gab der Gaststätte den Namen. Die Bockshaut ist eines der Bundessieger „Historisches Wirtshaus Deutschlands“. Als einziges hessisches Haus erhielt sie diesen Bundespreis. In ganz Deutschland dürfen nur 40 Häuser diesen Titel offiziell tragen.

Die Stimmung war hervorragend und alle warteten gespannt und/oder hungrig auf die hessischen Tapas. Zur Einstimmung gab es ein Glas Prosecco, natürlich mit Apfelwein. Bei den Tapas war alles zu finden, was das hessische Herz begehrt. Kochkäse, Handkäse und Grüne Soße durften dabei nicht fehlen. Bei jedem der fünf Gänge wuchs die Begeisterung. Auch wer schon satt war, und das waren spätestens nach dem dritten Gang alle, konnte nicht umhin, weitere Köstlichkeiten zu probieren. Wer immer diese „hessische Tafel“ ausprobieren möchte, sollte am besten mindestens einen Tag vorher fasten.

Die Gruppe war sich in ihrem Urteil einig und von der Idee einer Wiederholung im nächsten Jahr begeistert.

Sigrid Geisen