Der 28. November war nicht ein zufälliger Veranstaltungstermin, sondern der 199. Geburtstag von Friedrich Engels, wie die Referentin Christiane Schuchard-Ficher eingangs versicherte. Die leibhaftige Großnichte des Fabrikantensohns aus Wuppertal-Barmen wählte diesen Termin bewusst aus, um ihr Publikum vor dem Jubiläumsjahr vorzeitig gut zu informieren. Friedrich Engels war das erste Kind von neun in der „Weberfamilie“, deren Ahnen schon einige Generationen als Teil der Barmer Textilindustrie bekannt waren.

Die Familie war christlich orientiert und sozial engagiert. Mit 18 reiste Friedrich mit seinem Vater nach London. Dort sollte er als ersten Teil einer kaufmännischen Ausbildung internationale Erfahrungen sammeln; die Lehre fand in Bremen eine Fortsetzung. Er war vielseitig begabt, lernte neben Englisch zwei weitere Sprachen, war sportlich aktiv mit Reiten, Schwimmen, Fechten und Tanzen. Er liebte die Musik (Oper) und schrieb schon als 19-Jähriger Artikel (unter Pseudonym) für die Rheinische Zeitung, deren Redakteur Karl Marx war.

Während Vater und Sohn in London eine (weitere) Firma gründeten, lernte Engels das Leben der armen Leute in den Elendsvierteln kennen, wodurch sein sozialistisches Gewissen starke Impulse erhielt. Dieser Schicht entstammte dann auch seine große Liebe Lissy Burns, eine Arbeiterin. Die Nähe zum Milieu der Arbeiterschaft war dann der Auslöser für die sozialkritische Veröffentlichung „Die Lage der arbeitenden Klasse in großen Städten“, was gut zum Beginn der Arbeiterbewegung (1845) passte. Für Engels bedeutete dies allerdings Vertreibung aus Deutschland und wechselnde Wohnsitze in Brüssel, Manchester und Paris, wo er Mitglied der kommunistischen Gruppe wurde. Die jetzt intensiver gewordene Zusammenarbeit mit Marx führte Engels 1847 in den Bund der Gerechten und 1848 zur Ausarbeitung des sozialistischen Parteiprogramms, des historischen „Kommunistischen Manifests“. In den Wirren einer Revolution in Frankreich, der Märzrevolution in Berlin tagte in der Frankfurter Paulskirche 1848 die Nationalversammlung, das erste Deutsche Parlament. Das Verbot der Rheinischen Zeitung 1849 signalisierte das Zerbröckeln der sozialistischen Reformbestrebung. Die eher kaisertreue Mehrheit der Bevölkerung orientierte sich an dem Schlagwort, dem ‚Gespenst des Kommunismus’.

1850 zieht er sich aus der politischen Arbeit zunächst zurück und will sich jetzt mit dem wissenschaftlichen Schreiben beschäftigen. Er unterstützt Marx, der an seinem Hauptwerk „Das Kapital“ arbeitet, redaktionell und finanziell. Obwohl im Herzen Sozialist lebt er eher großbürgerlich in einem großen Haus, geht zur Jagd und beteiligt sich am Börsengeschehen. 1883 stirbt Marx; Engels hält die Grabrede und bleibt in England. Aus der Hinterlassenschaft von Marx erstellt Engels die Bände 2 (1885) und 3 (1894) des „Kapitals“.

Engels war einerfolgreicher Unternehmer mit Interesse an militärischen Fragen. Befragt nach seiner Beziehung zu Marx, erklärte er neidlos seine Rolle stets als zweiter Mann hinter seinem großen Freund Karl Marx.

Walter Schwebel