Septemberausflug von Buchschlag bis zur „Buchscheer“, einem traditionellen Äppelwoi-Lokal

Endlich heißt es nach langer Corona-Pause wieder: Aka unterwegs. Die Wiedersehensfreude der Aka-Mitglieder bei der Abfahrt Richtung Frankfurt war überschwänglich, und das spätsommerliche Wetter vermochte ihre ohnehin schon gute Laune sogar noch zu steigern. Die von Frankfurt-Kenner Klaus-Peter Reis ausgetüftelte, etwa 12 Kilometer lange Wanderroute führte vom Bahnhof Dreieich-Buchschlag zum südlichsten bebauten Zipfel von Frankfurt.

Ohne Großherzog Ernst Ludwig würde es die Villenkolonie von Buchschlag, die heute unter Denkmal- und Bestandschutz steht, nicht geben. Der Großherzog beauftragte um 1903/4 den Architekten Friedrich Pützer, einen Vertreter des „malerischen Städtebaus“, Häuser für die gehobene Mittelschicht zu bauen. Die auf diese Weise entstandene Villenkolonie mit der Ernst-Ludwig-Allee erinnert ein wenig an das Paulusviertel. Sie liegt zehn Kilometer von Frankfurt entfernt in der Nähe des Bahnhofs Dreieich-Buchschlag und der fast schnurgeraden Bahnlinie Heidelberg-Mannheim-Frankfurt, die im 19. Jahrhundert innerhalb weniger Jahre gebaut werden konnte. Das wäre heute nicht mehr möglich

Der Frankfurter Stadtwald präsentierte sich im saftigen Grün fast ohne Totholz, und den Darmstädtern fiel der - zumindest optisch - gute Zustand der Bäume auf. Überhaupt wirkt er großzügiger, gesünder und aufgeräumter als der Darmstädter Forst.

Klaus-Peter Reis stellte der Gruppe Idyllisches und Höllenlärm in Aussicht und hielt bei beiden Versprechen Wort. Idyllisch – das ist der ein Kilometer lange Gehspitz-Weiher, eine einstige Abbaugrube, deren Lehm und Kies von der Firma Philipp Holzmann für ihre Bauten genutzt wurde. Er sollte eine Regattastrecke werden, und sogar ein Hotel war an seinem Ufer vorgesehen. Doch dann wurde 1977 – zugunsten der 98 dort lebenden Wasservögel und vieler Insekten - entschieden, ihn und seine Umgebung unter Naturschutz zu stellen. Idyllisch glitzerte auch der von Ulmen gesäumte Jacobi-Weiher, der vom früheren Forstamtsleiter Jacobi als Regenwasser-Rückhaltebecken angelegt worden war. Am gefassten Königsbrunnen füllten sich einige Teilnehmerinnen ihre Wasserflaschen auf. Das Quellwasser enthält, erkennbar an braunen Ablagerungen, Eisenhydroxid.

Kein Aka-Mitglied kannte bisher das mitten im Wald gelegene StadtWaldHaus, sozusagen das Frankfurter Gegenstück zum Darmstädter Bioversum. Es ist ein 1995 eröffnetes forstlich-ökologisches Informationszentrum mit vielen Bildungsangeboten. Lehrpfade und Fasanerie gruppieren sich um das ungewöhnliche, erdverbundene Gebäude des Darmstädter Architekten Ot Hoffmann. Eine Außentreppe führt zu einem Ausguck, von dem aus der Blick über die Baumwipfel schweift.

Der versprochene Höllenlärm stellte sich am Rand der stark befahrenen Autobahn ein, über die die Flugzeuge donnerten. Da wünschte sich mancher, keine Ohren zu haben. Die Ausflügler waren erleichtert, als sie diese Passage der vielseitigen Wanderung, die so ruhig und entspannt im Villenviertel begonnen hatte, hinter sich lassen konnten. Alle freuten sich auf die Schlussrast in der traditionellen Äppelwoi-Wirtschaft „Buchscheer“. Das „Stöffche“ floss aus einem großen Bembel ins „Gerippte“, und nach dem Verzehr von Frankfurter Spezialitäten gab es zum halbsüßen Abschied eine kleine Portion „Haddekuchen“. Für Nicht-Frankfurter: Das ist eine Art Pfeffer- oder Lebkuchen, die ein „Brezelbub“ in Gaststätten verkauft.

Text und Fotos: Petra Neumann-Prystaj