Ein lehrreicher, launiger Rundgang durch Frankfurts neue Altstadt mit Silke Wustmann

Treffpunkt: Hühnermarkt in der neuen Frankfurter Altstadt. Die Aka-Gruppe freute sich auf das Wiedersehen mit Gästeführerin Silke Wustmann, die nicht nur die Geschichte der Häuser, Geschäfte sowie die Inhaber und Mieter kennt, sondern es versteht, ihre Informationen mit bunten Geschichten und Zitaten lebhaft und unterhaltsam zu präsentieren.

Auf dem Hühnermarkt, dem Herzen der Dom-Römer-Bebauung, steht an der gleichen Stelle wie vor dem Zweiten Weltkrieg das Originaldenkmal für den Frankfurter Heimatdichter Friedrich Stoltze. Viele „Touris“, erzählte die Gästeführerin schmunzelnd, hielten den Rauschebart für Karl Marx. Von Stoltze, dem „lutherischen Dickschädel“, werden die Teilnehmerinnen und Teilnehmer des Aka-Ausflugs in Erinnerung behalten, dass er wunderbare Liebesbriefe schreiben konnte und mit seiner katholischen Frau Marie eine zu seiner Zeit skandalöse „Mischehe“ eingegangen ist, die mit Kinderreichtum gesegnet war.

Bereits vor der Corona-Pandemie hatte Silke Wustmann eine Aka-Gruppe durch die 2018 eröffnete neue Altstadt mit 35 Gebäuden, darunter 15 Rekonstruktionen, geführt. Diesmal bot sie ohne roten Faden, aufbauend auf dem ersten Rundgang, einen weiteren für „fortgeschrittene“ Altstadtkenner an. Inzwischen sind 150 Personen in das neue Innenstadtviertel eingezogen. Häuser und Eigentumswohnungen wurden verlost, eine von ihnen sicherte sich die frühere Oberbürgermeisterin Frankfurts, Petra Roth. Noch immer sind die Sträßchen und Plätze im Schatten des Doms unvermüllt und in gutem Zustand, weil die Besucher offenbar Respekt vor der hochwertigen Architektur haben.

Häufig lenkte die Gästeführerin den Blick der Darmstädter auf Details und ihre Bedeutung. Der Brandschutz hat die Platz-Möblierung - nur Klappstühle sind erlaubt - und die Gestaltung der Häuser beeinflusst, die, zum Teil „schöpferisch“, der Frankfurter Altstadt vor den März-Luftangriffen 1944 nachempfunden sind. Zwar verfügen alle – bis auf drei – über moderne Aufzüge, und alle haben Zugang zur Tiefgarage (und den dort stehenden Mülltonnen), aber nach außen präsentieren sich die Fassaden wie von anno dazumal.

Plötzlich ertönt Jubelgeschrei: Angeführt von einem bekrönten Jungen mit rotem Umhang und Szepter, spielen leicht verkleidete Kinder auf dem echten Krönungsweg vom Dom zum Römer eine Kaiserkrönung nach. Das macht Spaß – und amüsiert die Besucher.

Bei der Auswahl der Geschäfte der Altstadt wurde auf einen historisch vertretbaren Branchenmix geachtet. Spolien – echte Relikte aus alten Zeiten – wurden in die Fassaden eingearbeitet. In der Tiefgarage sind noch Wandbilder aus der Passage des ehemaligen, abgerissenen Technischen Rathauses zu finden, auf denen sich der Maler und Grafiker Benno Walldorf ironisch mit der Bürokratie auseinandergesetzt hat.

Prunkstück der Altstadt ist die für 8,5 Millionen Euro detailgetreu nachgebaute „Goldene Waage“ aus der Renaissance, die jedoch - abgesehen von dem Café im Erdgeschoss - nur von außen bestaunt werden kann. Die oberen Stockwerke sind wegen der Corona-Auflagen noch nicht für die Öffentlichkeit freigegeben. Schade. Doch Ingrid Scheffler, die den Aka-Ausflug routiniert wie immer organisiert hatte, will mit Silke Wustmann in Verbindung bleiben. Sobald es möglich ist, will sie eine weitere Entdeckungsreise durch die Frankfurter Altstadt im Aka-Programm anbieten – mit „Goldener Waage“ inklusive.

Im „Bembel“ am Römerberg endete der harmonische Ausflug bei Äppelwoi, Handkäse, Tafelspitz, Grüner Soße und Gulaschsuppe.

Text und Fotos: Petra Neumann-Prystaj