Wahrzeichen einer Stadt, die nicht zum ersten Mal Ziel einer Aka-Tagesreise war. Wie immer von der Kursleiterin Gertrud Wilbrand bestens vorbereitet.
Schon vom Zug aus begrüßte uns der beeindruckende Schlossberg: Marburg im strahlenden Sonnenschein. Unser erstes Ziel war die Elisabethkirche. 1235-83 über dem Grabe der Heiligen Elisabeth erbaut, wurde sie eine der bedeutendsten Wallfahrtsstätten des Abendlandes.

Die sehr engagierte Kunsthistorikerin Christiane Peters führte uns durch die früheste rein gotische Hallenkirche Deutschlands. Sich allerdings gegen den Baulärm der Renovierungsarbeiten durchzusetzen, war nicht immer ganz einfach. Geschickt überwand Frau Peters alle Hindernisse, erläuterte den Aufbau des Bauwerkes und zeigte uns die bedeutendsten Sehenswürdigkeiten: der goldene Elisabethschrein und der Hochaltar im Hohen Chor. Die Kirche hatte drei Funktionen: Grabstätte der hl. Elisabeth, Ordenskirche der Deutschritter, Grabstätte der hessischen Landgrafen. Wir erfuhren vieles aus dem Leben der hl. Elisabeth, das auch in einem der Glasfenster des Hohen Chores dargestellt wird. 1221 wurde sie verheiratet mit Landgraf Ludwig IV. von Thüringen. Sie kümmerte sich um Arme und Kranke, an sie verteilte sie die Vorräte in den fürstlichen Scheunen. Das wurde zum Ärgernis für die höfische Gesellschaft. Als ihr Mann Ludwig auf dem Kreuzzug starb, wurde Elisabeth von seiner Familie von der Wartburg vertrieben. Sie floh nach Marburg und gründete ein Hospital, in dem sie persönlich die Pflege der Kranken übernahm. Elisabeth starb im November 1231 in Marburg. Unsere Stadtführerin Christiane Peters ließ keine Frage unbeantwortet und wir hörten mit großem Interesse bei Fakten und Legenden zu.

Aber nun zum weltlichen Teil. Der Steinweg ist die Verbindung zwischen der Elisabethkirche und der Altstadt. Die Straße ist in 3 Ebenen aufgeteilt, wobei der untere Teil als "Loch" bezeichnet wird. Im „Loch“ befinden sich schön restaurierte Fachwerkhäuser, so auch das Marburger Töpferhaus mit seinen bekannten „Marburger Dippchen“. Sie selbst sei auch ein „Marburger Dippchen“, erklärte uns Frau Peters. So werden die in Marburg geborenen und aufgewachsenen Frauen genannt. Beeindruckend auch das "Steinerne Haus": Es weist darauf hin, dass die massive Steinbauweise in Marburg früher etwas ganz Besonderes war. In dem damals nicht sehr reichen Städtchen blieb sie einigen wenigen wohlhabenden Bürgern vorbehalten. Über den Steinweg lockt der Grimm-dich-Pfad mit seinen Märchenfiguren Gäste zum Aufstieg in die Oberstadt (Altstadt). Es gelang uns, einige zu entdecken: Froschkönig grüßte, das siebte Geißlein suchten wir vergebens. (Es war ja in der Uhr). Jakob und Wilhelm Grimm studierten in Marburg. Das historische Rathaus (erbaut 1512 bis 1527) und der Marktplatz sind noch immer ein Mittelpunkt. Wer die Oberstadt besucht, geht auf und über den Markt. Und sei es nur, um zur vollen Stunde den Gockel oben auf der Rathausuhr zu beobachten oder die Figur des Kofferträgers Christian zu begrüßen. Auch wir fanden hier in den kleinen hübsch gestalteten Restaurants und Kaffeehäusern Gelegenheit für eine Mittagspause. Dass Hessen auf diesem Platz gegründet wurde, fällt aber in den Bereich der Märchen.

Ein mühsamer Aufstieg über Treppen und Kopfsteinpflaster zum Schloss wurde mit einem grandiosen Blick auf die Stadt belohnt. Allerdings ist das Schloss seit über 200 Jahren nicht mehr bewohnt, selbst den Landgrafen war der Aufstieg wohl zu anstrengend. Der Rundgang durch das Schloss, an dem 600 Jahre gebaut wurde, führte uns in den riesigen Fürstensaal, dem damals zweitgrößten Profansaal Deutschlands, in dem ausschweifende Feste stattfanden. Durch verglaste Bodenplatten konnten wir die Burg in der Burg erkennen, die erst 1989 bei Ausgrabungen entdeckt wurde. Es handelt sich um Mauerreste von Burgen um 900, 1000 und 1100. Alles konnten wir leider nicht genauer betrachten, der Besuch im angrenzenden Museum für Kulturgeschichte im Wilhelmsbau war nur kurz. Aber auf ein besonderes Bild muss noch hingewiesen werden „Das Marburger Religionsgespräch“: Landgraf Philipp I. hatte es einberufen, um die zerstrittenen protestantischen Glaubensrichtungen unter Luther, Melanchthon und Zwingli zu einen, was jedoch nicht in allen Fragen gelang, aber zu den „15 Marburger Artikeln“ führte.

Voller toller Eindrücke und mit vielen Informationen saß die Akagruppe müde und zufrieden im Zug: Endlich mal wieder eine Aka-Tagesfahrt.


Text: Sigrid Geisen / Fotos: Ernst Wannemacher