Janusz Korczak (1878-1942) ist in Deutschland vor allem durch die besonderen Umstände seines Todes und wegen seinem Engagement für Kinder bekannt. Als Leiter eines Waisenhauses in Warschau täuschte er einen bevorstehenden Ausflug vor, bevor er freiwillig mit den Kindern in das Vernichtungslager ging, wo sie alle zusammen umgebracht wurden.
Der Jude, Kinderarzt. Schriftsteller und Pädagoge wurde 1972 posthum mit dem Friedenspreis des Deutschen Buchhandels geehrt, was die Erinnerung an seine Lebensarbeit und Lebensleistung verdientermaßen 30 Jahre nach seinem Tod aufgefrischt hat.
Der im Ruhestand lebende Pfarrer Joachim Dietermann hat jetzt für eine AKA-Veranstaltung am 1. 2. 2023 über das Leben von Korczak liebevoll referiert und einen Teil der Literatur von und über Korczak vorgestellt. Als Mitglied der Deutschen Korczak-Gesellschaft stellte er bewegende Einzelheiten aus der Erziehungsarbeit mit Kindern in den Mittelpunkt seiner Ausführungen. So zum Beispiel erfuhren wir, dass das 1911 eröffnete Waisenhaus in Warschau sich den Kinderarzt als Leiter ausgesucht hat. In dem Bemühen, für die Rechte der Kinder zu werben und jeglichen Zwang bei der Erziehung zu reduzieren oder gar auszuschließen, hat Korczak eine Reihe von Schriften veröffentlicht. Als ein Element dieser heute als Vorläufer der Reformpädagogik geltenden Arbeiten entstand die ‚Charta der Kinder‘ mit drei Grundgedanken:
 
  • Das Recht auf den Tod (was im Kurs eine Diskussion auslöste, wonach ‚Tod‘ als Risiko und Lebensgefahr verstanden werden soll)
  • Das Recht auf den heutigen Tag (also keine Vertröstung oder Prophezeiung)
  • Das Recht des Kindes das zu sein, was es ist.
 Ferner richtete Korczak ein Kindergericht mit 109 §§ ein, bei dem 5 Kinder die Richter waren und dem auch Erwachsene unterlagen. An dieser Stelle sei vermerkt, dass Korczak, diese Regeln nie ohne Humor und Ironie aufstellte. Sein - immer noch - modernes Ziel war es, Kinder durch eine spielerische Praxis früh zu einer Selbständigkeit und Mündigkeit zu erziehen. Den Umgang auf Augenhöhe von Erwachsenen und Kindern zu lernen und zu üben, wird heute als Grundlage einer demokratischen Lebensform verstanden und gewürdigt. 
 
Die Europäische Akademie in München, zahlreiche Museen und Schulen in Deutschland, Denkmale in Polen sowie nationale Gesellschaften und Briefmarken halten den Namen Janusz Korczaks in lebhafter Erinnerung.
 
Walter Schwebel