Nein, ich halte es nicht für möglich, QiGong aus dem Buch oder vom PC richtig lernen zu können. Weil die noch so genaue Beschreibung nicht ausreichend vermitteln kann, wenn es um geistige Konzentration und Vorstellungskraft gleichermaßen geht. Es braucht die reale, lebendige Lehrperson. Diese Feststellung treffe ich, nachdem ich den/das Qigong- Frühjahrs Retreat von Birgit Laurien bei der AK am 2. März in der Bessunger Knabenschule besucht habe.
Nach knapper Vorstellung ihrer Person und des Themas begann der einführende Teil praktischer, ganz einfacher Übungen, zu denen sie jeweils mit leiser Stimme anleitete während sie die Übung darbot. Wer vom Tempo und der Hektik unserer Zeit beeinflusst ist, konnte sofort an der Langsamkeit der Darbietung erkennen, dass mit der Dehnung des jeweiligen Körperteils die Entschleunigung und somit die Bewusstheit als Lernziel einher ging. Beginnend mit den Händen und Armen wurde „das Behandeln“ (im engeren Sinne des Wortes), des Gesichtes, des Kopfes sowie einiger Teile des Rumpfes unter anschließender Einbeziehung der Beine aktiviert. Kleine einarmige und später große beidarmige Kreise lösten in der Tat ein wohliges Kribbeln in den Armen aus. Lernen verlangt Wiederholungen, also. wurde jede Übung dreimal in gleichbleibender Ruhe durchgeführt.
Höhepunkt der Veranstaltung war meiner Ansicht nach, dass sich die Teilnehmenden in einer Reihe aufgestellt haben, um sich gegenseitig den Schulter- und Nackenbereich vorsichtig zu massieren. Bei den Übungen wies Frau Laurien stets auf die Achtsamkeit und die Bedeutung des ruhig fließenden Atems hin. Das Programm enthielt bewusste Pausen (inklusive Lüftungen) die auch als Lernsache verstanden werden sollten.
Qigong kann als Anstoß zu einer achtsamen Lebensweise dienen. Moderate Anspannung und Entspannung in einem bekömmlichen Rhythmus zu gestalten, ist eine harmonische Regel, die ähnlich wie andere fernöstliche Übungsmethoden ordnend wirken. Qigong ist in jedem Alter anwendbar.
Walter Schwebel