Woyzeck ? Das ist doch der Typ, der dauernd Erbsen isst und seine Frau umbringt?

Ja, das auch, aber wer sich mit Georg Büchners fragmentarischem Bühnenstück beschäftigt, wird zutiefst erschüttert vom Lebenskampf des armen, jungen Soldaten. Um sein uneheliches Kind, Marie und sich selbst am Leben zu erhalten, verausgabt er sich in den verschiedensten Tätigkeiten. Unter anderem dient er seinem Hauptmann und stellt sich dem Militärarzt als Versuchsperson zur Verfügung, indem er sich ausschließlich von Erbsen ernährt. Gerade damit ruiniert der erst 30jährige seine körperliche und geistige Gesundheit. Als er merkt, dass Marie ihn mit einem Bessergestellten betrügt, ersticht er sie.

Zum 175. Todestag Georg s (1817 – 1837), des 23jährig in Zürich verstorbenen Dramatikers, hat das Staatstheater im Rahmen der mehr als 100 Veranstaltungen (einschließlich 200. Geburtstag im Jahr 2013) eine ungewöhnliche Darstellungsform für „Woyzeck“ gewählt.

Englische Sprechgesänge und herbe Lieder von Tom Waits ergänzen und erweitern das Bild der dargestellten Personen – sofern man sie akustisch oder sprachlich versteht.
So erläuterte Herr R. Ortmann vom Staatstheater am 20. Februar das Stück, welches wir am Abend vorher gemeinsam angesehen hatten.
Diese neue Form des Woyzeck fand bei unseren Zuschauern teilweise große Zustimmung, andere würden die klassische Darstellung bevorzugen.

Büchner widmete sich in seinem kurzen Leben der Wissenschaft (Studium der Medizin), wobei bisher nicht geklärt werden konnte, ob er daraus einen „Brotberuf“ machen wollte. Er engagierte sich intensiv auf sozialpolitischem Gebiet (Hessischer Landbote –„Friede den Hütten – Krieg den Palästen“), wofür er verfolgt und zur Flucht gezwungen wurde.
Sein literarisches Schaffen umfasst einige Lyrik, Aufsätze und 4 Dramen: Dantons Tod, Lenz, Leonce und Lena, Woyzeck.
Der Realismus seiner Werke geht weit über alles im 19.Jhd. Geschriebenen hinaus.

Wir bedanken uns bei Herrn Ortmann für den interessanten Vortrag zu Leben und Werk Büchners, für die Interpretation des Schauspiels und die Führung durch die Ausstellung im Kleinen Haus.
mika

Das Bild ist eine Montage von Georg Büchner und Tom Waits.