Wenn der Rücken schmerzt, kann das viele Ursachen haben. Gelenke und Nerven liegen in der Wirbelsäule auf engem Raum dicht beieinander. Das macht die Diagnose der Schmerzquelle bei Rückenschmerzen kompliziert. So kann ein Bandscheibenvorfall Druck auf Nerven ausüben oder eine Verengung des Rückenmarkkanals sie zusammenpressen...
Ein Wirbelgelenk ist möglicherweise geschädigt oder der Bewegungsspielraum zwischen Wirbeln durch eine Instabilität vergrößert. Das alles kann Schmerzen und verursachen.
Manchmal liegt die Ursache der Rückenschmerzen auch ganz wo anders: Psychische Belastung am Arbeitsplatz oder Partnerschaftsprobleme werden somatisiert und auf Körperteile projiziert. In einem solchen Fall könnte eine zu intensive Behandlung der Wirbelsäule sogar Schaden anrichten.
Herauszufinden wo im Einzelfall die Ursachen der Schmerzen liegen ist Aufgabe eines erfahrenen Diagnostikers. Dem Patienten zuhören, seine Körperhaltung und seine Bewegungen beobachten, ihn ohne große technische Hilfsmittel gründlich untersuchen, das macht 80% der Diagnostik aus – so Professor Dr. Schreyer, Chefarzt der Orthopädie am Elisabethenkrankenhaus, in seinem Vortrag bei der Akademie 55plus. Kann die Ursache des Schmerzes auf diese Weise nicht genau geortet werden, müssen technische Verfahren wie z.B. Kernspintomographie hinzugezogen werden. Auch die diagnostische Infiltration eines Schmerz– oder Betäubungsmittels kann der eindeutigen Lokalisierung der Ursache von Rückenschmerzen dienen. Ist der Schmerz nach der Spritze weg, hat man die Stelle gefunden, an der er entsteht.
Erst wenn – in Kommunikation mit dem Patienten – die Ursache für seine Schmerzen sorgfältig eingegrenzt worden ist, kann die Planung der Therapie beginnen.
Dr. Jost, Oberarzt am Elisabethenstift, stellte ein breites Spektrum von Therapiemöglichkeiten vor. In den allermeisten Fällen ist eine konservative Behandlung angesagt. Das Vermeiden belastender Verhaltensweisen kann entscheidend zur Verbesserung der Rückenschmerzen beitragen. Gewichtabnahme, Entlastung der Wirbelsäule beim Bücken gehören z.B. dazu. Belastender Tätigkeiten vermeiden kann aber auch bedeuten, dass der bisherige Beruf nicht länger ausgeübt werden kann und eine Umschulung ansteht.
Mit Hilfe von Krankengymnastik das „innere Korsett“, die Muskulatur stärken ist eine weitere therapeutische Maßnahme zur Entlastung einer strapazierten Wirbelsäule. Dabei sollte die Physiotherapie auch Hilfe zur Selbsthilfe vermitteln, damit der Patient nach Ablauf der Behandlung selbständig zu Hause Dehnungs- und Kräftigungsübungen durchführen kann: „Ideal wären 10-15 Minuten täglich - so selbstverständlich wie Zähneputzen“.
Medikamente sollten nur nach Rücksprache mit dem Arzt und im Zusammenhang einer umfassenden Therapie eingenommen werden. Das wahllose Einnehmen von Schmerzmitteln kann zur Verschlimmerung der Situation führen.
Operative Eingriffe stehen ganz am Ende der Behandlungsmöglichkeiten. Sie werden offenbar häufiger durchgeführt als notwendig. Leuchtet die Notwendigkeit nicht ein, sollte man sich nicht scheuen eine zweite Meinung einzuholen.
marwen