Seit Urzeiten beschäftigt sich der Mensch mit dem Wiegen. Aber das Urkilo (nahe Paris gut beschützt aufbewahrt) stammt nicht aus grauer Vorzeit! - Von Abacus bis Z3: zwischen diesen Worten findet man alle Stichworte für historische Rechenmaschinen. Wiegen und Rechnen in der Historie - ein Vortrag von Werner Nüsseler am 20. März.

Ein Kritikpunkt vorweg: die Powerpoint-Präsentation war so voll gepackt mit Details und das Tempo des Referenten so zügig, dass man am Schluss sagen musste: viel gesehen und gehört, aber längst nicht alles verarbeitet bzw. verstanden. Andererseits lag ja die Betonung auf „historisch“ - folglich muss man sich als Zeitgenosse digitaler Waagen und PCs damit nicht mehr auskennen.

Also: lassen wir alle physikalischen Grundlagen der Gewichtsbestimmung wie Newton, Erdanziehungskraft, Masse etc. beiseite und treten ein in die Welt der Waagen: Balkenwaagen kennt man aus früheren Apothekeneinrichtungen, die erstaunlich genau wiegen konnten. Die Laufgewichtswaage mit unterschiedlich langen Balken, die die Hebelgesetzte nutzen, waren da mehr für grobere Gewichtsbestimmungen (der Rezensent hat sie noch vor wenigen Jahren beim Obst ernten selbst benutzt).

Das Urkilo wird heute streng bewacht nahe Paris aufbewahrt: im Mittelalter gab es in allen Marktorten Vergleichsgewichte (Eichgewicht) zur Wiege-Kontrolle der fliegenden Händler. Über Brief-, Münz- und Fleischerwaagen kamen schließlich die Gewichtsgrößen zu Wort. Pfund war lange Zeit nie gleich Pfund: es schwankte zwischen 327 und 520 g. Da fehlte wohl unseren Vorfahren echt die Digitalwaage.... Erst der Zollverein hat hier dem „Ungleichgewicht“ der deutschen Kleinstaaten ein Ende gesetzt. Somit waren auch Lot, Quäntchen, Heller u.a. der Vergangenheit übergeben, nur die Unze hat als Goldgewicht bis heute überlebt.

Kopfrechnen kann recht mühsam sein, weiß nicht nur jeder Grundschüler - das war schon immer so. Erste Unterstützung fand man schon in vorchristlicher Zeit mit dem Abacus. Weitere mathematische Genies unter unseren Vorfahren suchten und erfanden z.B. Skalenrechner für die Grundrechenarten, die aber auch zum Quadrieren und Kehrwert berechnen benutzt werden konnten. Der Rechenschieber (ein moderner Skalenrechner) ist uns als Vorgänger des elektronischen Taschenrechners noch wohl bekannt.

Andere Tüftler schufen Maschinen mit unzähligen Zahnrädchen, Walzen, Sprossen und Drehknöpfen, später mit Speichern und Lochstreifen, um Berechnungen aller Art immer schneller durchführen zu können. Leibniz, Thomas, Pascal, Hollerith - einige Namen dieser Erfinder. Mit Konrad Zuse und seinem programmierbaren und vollautomatischen Z3-Rechner als Prototyp eines (Röhren-)Computers wurde der Neuzeit eine Welt geöffnet, deren Segen wir heutzutage benutzen, bewundern und nicht mehr missen können. Das Kopfrechnen könnte man darüber fast verlernen..., sollte man aber nicht.

Die Zuhörer würzten den Vortrag von Werner Nüsseler mit eigenen Geschichten, Erfahrungen und Witzen, sodass trotz der vielen Fakten eine gelockerte Stimmung herrschte.
KPR