Vortrag mit Bildern am 24. 04. von Peter Wagener

hinduistisches  opferfest  bali-200Nusantara ist die frühere Bezeichnung der heute als Indonesien und Malaysia bekannten Gebiete, also den östlich an Sumatra anschließenden Raum mit Borneo, Sulawesi, Bali und den kleinen Sunda-Inseln. Durch frühe, sich ablösende Kolonialisierung sind portugiesische, englische und niederländische Spuren in der malaiischen Kultur und Architektur erkennbar.

Heute nimmt der (erwünschte) Einwandererstrom aus China und Indien spürbar zu. Klima, Infrastruktur, sowie eine vernünftige politische Toleranz (die unterschiedlichen Sultanate wechseln sich in der Präsidentschaft ab) machen die Region attraktiv, auch für den Tourismus. Das harmonische Nebeneinander der großen Weltreligionen schafft eine weitere Voraussetzung für eine zufriedene, selbst gestaltete Lebensform, die vielen Menschen ins auffallend gesund wirkende Gesicht geschrieben ist. Soziale Unterschiede wirken durch die Bescheidenheit der Reichen nicht spalterisch.

Diese Zufriedenheit setzt sich fort in einer kaum vorstellbaren Gastfreundschaft gegenüber Fremden. Auch Familienfeierlichkeiten, wie Hochzeit und Trauerfeiern werden an den Rand der Straßen verlegt, damit eine möglichst große Teilnehmerzahl erreicht wird. Um ausgiebig mit geheimnisvollem Ritual feiern zu können, wird oft jahrelang gespart. Beerdigungen haben nach dortigem Verständnis etwas Vergnügliches. trauerfeier toraja-familie sulawesi-200So hat unser Referent Peter Wagener an einer mehrtägigen Begräbnisfeier mit einigen hundert Menschen (und ausreichendem Schweinefleischangebot!) teilgenommen, bei der die Leiche vier Jahre in der Wohnung aufbewahrt wurde. Als Grabstätten dienen Höhlen, Felswände und Bäume. felswand friedhof toraja mit tautau-figuren-200Anlässlich seiner Rundreisen lernte Wagener den historisch oft umkämpften Seeweg, die „Straße von Malaka“ als kulturelles Zentrum kennen, das auch heute als Brennspiegel für die malaiische Gesellschaft gelten kann.
Vielfältige Tempelformen, auch christliche Kirchen, historische Gebäude mit Büffelhörnern an der Frontseite, Reisscheunen mit nach vorne ausschwingenden Dachgiebeln und quasi „Reihenwohnungen auf lang gestreckten Pfahlbauten an den Stränden und Flussrändern wechseln mit westlich wirkenden Geschäftszentren ab. Und zum Beispiel bei den Minangkabau, die vor allem auf Sumatra zu Hause sind, gehört aller Familienbesitz den Frauen; die Männer sorgen für den Unterhalt und leben ansonsten wie Gäste im Haushalt mit. Inwieweit diese Regelung zu der oben beschriebenen Eintracht beiträgt, kann für uns als Denkanstoß dienen.

wsw