Strahlender Sonnenschein und sommerliche Temperaturen begleiteten 23 AKA-Mitglieder, die sich am 24.5.2012 nach Bad Nauheim aufgemacht hatten, um die weltweit einzigartige Jugendstilbadeanlage zu besuchen, die die Stadt dem Großherzog Ernst-Ludwig von Hessen und bei Rhein zu verdanken hat.
Es fing damit an dass sich 1846 ein 37°C warmer Solestrom von ausgezeichneter Qualität im heutigen Sprudelhof der Kuranlage den Weg an die Erdoberfläche bahnte. Die Sole entschlackt und entgiftet, lindert diverse Krankheiten wie Neurodermitis, Asthma, Rheuma und Herzkrankheiten.
Zwischen 1905 und 1912 entstanden sechs Badehäuser mit Wartesälen, Innengärten und insgesamt 264 Badezellen, zwei Verwaltungsgebäude und die zwei charakteristischen Sprudelbecken im Zentrum der Anlage. An Planung und Bau waren namhafte Künstler der Darmstädter Künstlerkolonie wie Heinrich Jobst, Julius Scharvogel, Wilhelm Kleukens und Albin Müller beteiligt
Zwar ist die architektonische Aufteilung der Badehäuser, überwiegend identisch, von der Ausgestaltung her gleicht jedoch kein Badehaus dem anderen. Jedes überrascht mit wunderschöner, eigener Ornamentik, Motiven, Materialien und Schmuckfenstern. Allen gemeinsam ist der Bezug zum Wasser, mystische Wasserwesen, Flora, heilende Inhaltsstoffe, Salz und die Schönheit des Wassers, erfreuen den Betrachter und stimmen ihn auf den Kurerfolg ein. Durch einen großzügigen, lichtdurchfluteten Wartesaal gelangt man zu den Badezellen für ein oder zwei Personen, die mit Holzwannen, Jugendstilmobiliar und Schmuckkacheln zweckmäßig und trotzdem stilvoll ausgestattet sind. Das Fürstenbad ist mit wertvollen Mosaiken geschmückt.
Internationaler Hochadel, Größen aus Politik, Wissenschaft und Hochfinanz gaben sich ein jährliches Stelldichein zur Kur in Bad Nauheim. Die Kerckhoffklinik wurde gegründet - unterstützt durch eine großzügige Spende des gleichnamigen Geldgebers aus USA. Der junge Franklin D. Roosevelt – später Präsident der USA - und sein Bruder besuchten in Bad Nauheim eine öffentliche Schule, während seine Eltern dort kurten. Diesem Umstand sei es zu verdanken, dassl Bad Nauheim im 2. Weltkrieg vor einer Bombardierung bewahrt blieb.
Wir durchquerten den Kurpark und legten an der Elvis-Büste vor dem Hotel, in dem Elvis Presley residierte, eine Gedenkminute ein. Böse Zungen behaupten, die damaligen Inhaber hätten ihn aufgrund wilder Partys und kreischender Fanclubs aus dem Hotel verwiesen. Davon ist heute keine Rede mehr. Sein Denkmal ist eine Touristenattraktion und täglich werden frische Blumen abgelegt.
Nun ging es zur Trinkkurhalle, die zu Beginn des 20. Jahrhunderts im schönsten Jugendstil errichtet wurde. Im Zentrum der Anlage steht der von einer goldenen Kuppel gekrönte Quellenausschank, der durch drei Heilquellen gespeist wird. Während wir ein Glas Heilwasser zapften, das gut ist für Magen, Bauchspeicheldrüse und Galle spielte uns das Kurorchester, heute 4 Musiker, (in den besten Zeiten 60 Mann) ein Ständchen.
Unsere Füße, die an diesem heißen Tag besonders beansprucht wurden, erfrischten wir im Gradierbau auf dem Barfußpfad, im Kneippbecken und auf der Barfußwiese. Durch die salzhaltige, frische Luft in diesem Gebäude belebte brachen wir zum nahen Bahnhof auf um die Heimreise anzutreten.
Gertraud Säemann
Fotos: Uwe Kohl