... wenn es darum geht, Brustkrebs so früh wie möglich zu entdecken. So der Leiter der Frauenklinik Darmstadt, Herr Dr. Ackermann, bei seinem Vortrag bei der Aka 55plus am 26. September.
Zwar steigt die Anzahl der Brustkrebs-Neuerkrankungen, die pro Jahr entdeckt werden – 2011 waren es rd. 74 000 in Deutschland. Die Ursache dafür dürfte aber sein, dass durch die breite Erfassung von Frauen beim Mammografie Screening jetzt Tumore bereits in viel früheren Stadien entdeckt werden, in denen sie sehr gut therapierbar und heilbar sind.
Auch wenn der erste dokumentierte Fall einer Brustkrebserkrankung vor 5000 Jahren bei einem Mann, einem ägyptischen Pharao, aufgetreten ist, so sind es doch Frauen nach der Menopause, die am häufigsten daran erkranken. Insbesondere diese Gruppe sollte am Screening teilnehmen, um Heilungschancen bei Früherkennung zu nutzen. Seit digitale Verfahren eingesetzt werden, ist auch die Strahlenbelastung bei der Mammografie deutlich gesunken.
Jeder Brustkrebs ist, so Dr. Ackermann, anders und tritt unter anderen Bedingungen auf. Individuelle Therapie des Mammakarzinoms bedeutet, dass bei der Wahl der Therapie möglichst viele Faktoren berücksichtigt werden, um einer Patientin mit ihrer individuellen Form der Erkrankung gerecht zu werden, wie: Alter, Brustgröße, Art und Aggressivität des Tumors, Befall der Lymphknoten, Vorhandensein von Hormonrezeptoren, mögliche Fernmetastasen oder Vorhandensein von Her2/neu Rezeptoren, einer genetischen Schädigung der Zellsubstanz, die zu verstärktem Wachstum der Krebszelle führt…
Während es noch in den 70er Jahren üblich war, das erkrankte Brustdrüsengewebe mit dem ganzen Brustmuskel zu entfernen, können heutzutage mehr als 80 % der Brustoperationen brusterhaltend durchgeführt werden. Ist der Tumor im Gesunden entfernt, fällt – in Abhängigkeit von den oben genannten Faktoren und im Gespräch mit der Patientin - die Entscheidung über die nächsten Therapieschritte.
Verschiedene Formen von Chemotherapie, Strahlentherapie, Antihormontherapie und Antikörpertherapie sind die Möglichkeiten, die zur Wahl stehen, wenn eine Nachbehandlung notwendig ist. Zu berücksichtigen sind auch mögliche Nebenwirkungen der angewendeten Medikamente, die individuell so stark auftreten können, dass ein anderer Therapieansatz erforderlich ist. So können z.B. die Medikamente, die zur antihormonellen Therapie des Mammakarzinoms eingesetzt werden, zu Veränderungen der Gebärmutterschleimhaut führen.
Von großer Bedeutung für die individuelle Therapieentscheidung könnte ein neues Testverfahren werden: Mittels einer genauen Genanalyse des befallenen Gewebes kann bestimmt werden, wie hoch die Wahrscheinlichkeit ist, dass die Patientin innerhalb von 10 Jahren ein Rezidiv entwickelt. Ist dieser "Recurrence Score Wert" hoch, so ist eine Chemotherapie angebracht. Bei niedrigen Werten kann sie der Patientin erspart bleiben.
Dr. Ackermann wies wiederholt darauf hin, dass Therapien, die eingesetzt werden, durch Vergleichsstudien auf ihre Wirksamkeit getestet sein sollten. Dies sei auch das Kriterium, das an komplementärmedizinische Therapiemaßnahmen anzulegen sei. Ihre Anwendung sei nicht immer harmlos, da Stoffe wie Soja oder Ginseng eine Chemotherapie blockieren können.
Extrem wichtig hingegen sei die psychoonkologische Unterstützung der Patientinnen bei der Verarbeitung ihrer Krankheit.
Margret Wendling