... kleine literarisch-historische Wanderung aus der Sicht des Dackels Biene
Mann, Mann, Mann – so viele Beine! Acht männliche und….nee, kann ich nicht zählen, jedenfalls viele Frauenbeine. Wenn ich nicht an der Leine wäre, könnte ich ja mal genauer riechen, hier am Treffpunkt „Bölle“. Was wollen die denn alle hier am 9. Oktober? Ach ja, mit Herrn Schlapp rumspazieren, um die Sehenswürdigkeiten vom Herrgottsberg zu betrachten.
ICH kann ja den kleinen Berg ohne Leine – hops, hops, hops – ganz schnell rauf laufen, brauche keine Wanderstöcke, (wie würde das auch aussehen?).
Ui, ein riesiger runder Tisch aus dicken Holzklötzern mit klasse Bänken für große und kleine Leute. Auch für Hunde? Steht ja nix zum Schnabulieren drauf – voll uninteressant, dieses Überbleibsel von Waldkunstpfad.
Warum laufen die vielen Beine jetzt schon wieder auf einen Buckel? Teufelskrallenspuren im Felsen gucken! Wo? Wer sieht denn was? Ich nicht, geb’ ich ehrlich zu. Da wackele ich doch lieber mit meinen Leuten bergab. Ist ein bisschen rutschig, jetzt im Herbst.
Oi, jetzt wird es literarisch. Alle stehen um den Goethefelsen herum, (na, manche auch nicht, wollen lieber quasseln), und Herr Schlapp erzählt, warum das hier so heißt. Muss mich mal hinterm Ohr kratzen, damit mir’s wieder einfällt.
Also hier, so richtig schön weit weg von der Stadt, haben sich Ende des 19.Jahrhunderts die „Empfindsamen“ getroffen. Da haben die geseufzt, geschmachtet und waren romantisch, weil das im richtigen Leben gerade nicht so angesagt war. Der junge Goethe dichtete, was das Zeug hielt. Ein paar Verse kann man auf der Gedenktafel lesen, wenn man lesen kann, ich ja weniger, gell? Den damaligen Herrn Merck würde man heute vielleicht Sponsor nennen oder war der auch nur empfindsam?
Graffiti gibt’s auch, nur ein großes G in Stein gemeißelt, vom Bildhauer Scholl für Gervinus…also mal nicht für Goethe.
Nach einer wunderbar langen Schnüffel- und Schnuffelstrecke, vorbei an noch mehr Waldkunst, kamen alle auf der Ludwigshöhe an. Also, ich fand’s gut, dass der Backsteinturm geschlossen war! Am Ende hätte ich die gefühlten 200 Meter raufhopsen müssen. Nee, die kilometerweite Aussicht von der Terrasse bis zum Taunus war auch so super. Und das Beste: von den vielen Festen, die hier über’s Jahr gefeiert werden, roch es doch im Gebüsch noch ein kleines bisschen nach Bratwurst, hm!
Frauchen und Herrchen mussten leider den Luftkurort Ludwigshöhe verlassen. Aber ich habe gehört, dass die anderen Beine noch weiter durch den Wald gewandert sind. Manche schneller, manche viiiiiel langsamer, wie sie so sind, die älteren Herrschaften.
Wenn ich mitgekommen wäre und wenn ich eine Katze wäre, hätte ich geschnurrt, weil es am Prinzenberg so herrlich sonnig war. Da könnten noch mehr Bänke stehen! Ich bin mir ganz sicher, dass die AKA-Leute auch geschnurrt haben. Ein warmes Fell ist doch etwas Herrliches – da scheint die weite, klare Sicht in den Odenwald und in das Ried hinein noch mal so schön.
Ganz genussreich soll es ja im Streuobstwiesenzentrum gewesen sein. Na, für mich wäre der „wunderbare Apfelmost“ nix und der Äbbelwoi schon gar nicht. Aber die AKAs haben wohl ordentlich zugelangt.
Und schwups, waren sie in alle Winde zerstreut. Manche trafen sich dann noch an der Straßenbahnhaltestelle und schwärmten weiter von diesem schönen Nachmittag.
Wuff, Eure Biene (md)
Fotos: Wolfram Tischendorf