Den Wunsch Sängerin oder Sänger zu werden, haben unzählige junge Menschen, die von ihrem Talent überzeugt sind und deshalb glauben, sehr schnell berühmt und noch schneller reich zu werden.
Den Beruf des Opernsängers können sie damit nicht meinen! Denn über das Talent hinaus, so berichtete sehr überzeugend Herr Ralf Girndt am 8. November, selbst im Alter von 82 Jahren zeitweise noch als Künstler tätig, bedarf es in jeder Hinsicht eines langen Atems.
Stimmbildung ist Körperbildung, das heißt über eine Ausbildung beim privaten Gesangslehrer, (je qualifizierter desto besser !), hinaus, muss ein vieljähriges Studium an einer Akademie oder Musikhochschule absolviert werden.
Nach einem erfolgreichen Abschluss dieser Kräfte raubenden und hohe Disziplin erfordernden Ausbildung steht die Suche nach einem Engagement. Künstleragenturen sind so etwas wie Verteilerstellen. Sie kennen den Bedarf der Bühnen und schicken die erwartungsvollen Neulinge zu vakanten Stellen.
Dann heißt es, die Aufregung in produktive Anspannung umzusetzen und dem Gremium der „Großkopfeten“, das heißt wichtigen Personen des Opernbetriebes vorzusingen… und dann wieder… und dann wieder… bis es irgendwo, meist an einer kleinen Bühne zu einer Anstellung kommt. Die dauert dann… bis der Vertrag ausläuft… bis der Intendant wechselt… bis der Künstler sich freiwillig erneut der Prozedur der Bewerbung aussetzt… und manchmal auch viele Jahre.
Der sensationelle Sprung von der Akademie direkt zu den großen Bühnen (der Welt) gelingt nur ganz selten, ebenso die Karriereleiter peu à peu bis ganz, ganz oben hinaufzuklettern.
Normalerweise beginnt im Provinztheater, wie in allen anderen auch, die Erarbeitung einer Rolle mit dem Erlernen des musikalischen und dramatischen Inhalts, Proben in den Kulissen, mit Kostümen, mit Beleuchtern und Requisiteuren, mit dem Orchester sowie, unter Umständen etwas schwierig, mit den neuen Kolleginnen und Kollegen.
Eine gut ausgebildete und gepflegte Stimme verlässt seinen Menschen bis ins hohe Alter nicht. Das konnten die Teilnehmer dieses hochinteressanten, ja spannenden Vortrags selbst feststellen, als Herr Girndt einen, leider nur sehr kurzen Teil der Arie des Canio aus „Der Bajazzo“ anstimmte. DONNERWETTER!!!
Als Vorgeschmack auf die Opern „Der Bajazzo“ (Leoncavallo) und „Cavalleria rusticana“ (Mascagni) am 11.12.12 im Großen Haus des Staatstheaters gab der Vortragende eine kurze Einführung in diese Doppeloper (- für die noch Karten in der Geschäftsstelle über eine Anmeldung zu bestellen sind -).
Interessant: eine Teilnehmerin berichtete von ihrer Tochter, die Opernsängerin ist. Sie kennt auch den schweren Weg zum Erfolg!
mika