Vielfältig sind die Veränderungen, die der Alterungsprozess mit sich bringt. Man kann sie erleben als Defizite, kann sie akzeptieren als Gegebenheiten, kann sie vielleicht sogar als Chance sehen.

Während Literatur über Jugendsprache boomt, stoßen die Folgen, die alterstypische Erfahrungen und Veränderungen auf Sprache und kommunikatives Verhalten haben, auf wenig Interesse.

 

Kommunikation im Alter ist der Schwerpunkt, unter dem Prof. Dr. Fiehler am Institut für Deutsche Sprache in Mannheim alltägliche Kommunikationsprozesse analysiert. „Kommunikation als Voraussetzung für gelingendes Alter“ war der Titel seines Vortrags bei der Aka55plus am 5.Dezember.

Gelingendes Altern wird hier so definiert, dass es einer Person gelingt, ein positives Selbstbild als alternder Mensch zu entwickeln und sich mit Einschränkungen, Belastungen und Widrigkeiten, die das Alter mit sich bringt, auseinanderzusetzen.

Das kommunikative Verarbeiten der individuellen Erfahrungen mit dem Alter trägt nach Fiehler dazu bei, dieses Ziel zu erreichen und sollte ganz bewusst eingesetzt werden. Die bewusste Kommunikation der altersbedingten Veränderungen kann Angst nehmen und den alternden Menschen entlasten.

Anhand von Ausschnitten aus einem Gespräch demonstrierte Fiehler wie sich die Einstellung zum Alterungsprozess bei drei Personen individuell in Sprache ausdrückt. Dabei stand die inhaltliche Analyse im Mittelpunkt.

Während eine der Personen sich in Bezug auf Aktivitäten an den Kompetenzen und an den Fähigkeiten misst, die sie im mittleren Lebensalters besessen hat und demonstriert, dass diese noch vorhanden sind, beklagt eine andere in einem defizitorientierten Diskurs die Abweichungen davon, die sie nicht akzeptieren kann. So hat sie z.B. ein schlechtes Gewissen, weil sie „gesundheitlich angeschlagen“ sei und nicht so arbeiten könne, wie ein anderer, der noch „ a einigermaßen normales Herz un Lunge hat“. Eine dritte Person bekennt sich zu ihrem Alter und stellt sachlich die Einschränkungen dar, die dieses mit sich bringt, z.B. dass sie abends nicht mehr zu einem Vortrag bei der Volkshochschule geht, obwohl die Zeit dazu da ist: „Un des is aber jetzt manchmal so, dass ich abends einfach zu müde bin, um mir noch was zuzumuten.“

Fazit: Solange, die betroffenen Personen damit beschäftigt sind, den Alterungsprozess zu verdrängen oder zu beklagen, ist es schwierig, produktiv mit dem Älterwerden umzugehen. Im kommunikativen Prozess, in dem sich die Personen über ihre Erfahrungen mit Alter austauschen, werden – so Fiehler - die Normalitätsstandards des Alters ausgehandelt, die Grundlage für die Akzeptanz dieses Lebensabschnitts sein können.
marwen