170 gaida1Angesichts des raumbeherrschenden überdimensionalen Rahmens, den der 1975 in Polen geborene Künstler Gregor Gaida um nichts gespannt hat, könnte man den Titel der Ausstellung für eine Einladung halten. Der Rahmen ist aus Holz, üppig mit barocken Ornamenten verziert. Grünlicher Belag, der an Schimmel erinnert breitet sich stellenweise auf dem Holz auf – als stehe es schon lange da – vergeblich darauf wartend, mit Inhalt gefüllt zu werden?

Zwei gesichtslose Gestalten die oben links und unten rechts aus dem Rahmen heraus zu wachsen scheinen, sind mit Steinen bewaffnet, die sie wie in zerstörerischen Absicht schwingen.

Meint „about blank“ – die Leere zwischen Zerstörung und Erneuerung? Auf der Reichstagsfiale, die Gaida aus grobem Holz nachgebaut hat, wurde 1945 die russische Fahne gehisst. Ein Bild stellt den historischen Bezug her.

„Teile und herrsche“ sind zwei grobe, gesichtslose bäuerliche Figuren betitelt, die, Macheten 250 gaida2schwingend, sich – obwohl voneinander abgewandt - zu bekämpfen scheinen. Was immer auch zu teilen sein mag – dem Betrachter kommt die Befürchtung auf, dass nichts davon übrig bleiben mag.

Ebenfalls aggressiv wirkt der Drummer Nr.2, ein Torso mit Waschbrettbauch und entblößtem Geschlecht, das Gesicht hinter einer Maske verborgen, in der Linken einen Stock schwingend.

Um diese Skulptur herum wurde die Ausstellung des Kunstvereins in der Kunsthalle in Darmstadt aufgebaut, erläuterte Elke Glenewinkel, die am 12.12.12 eine beeindruckte Gruppe der Aka55plus durch die Ausstellung führte.

abakanovicz1Wie Reste von Menschen, ausgegraben aus Massengräbern wirken die aus Kunstharz gegossenen, mit Sackleinen überzogenen amputierten Gliedmaßen der Serie „Anatomy“ von Magdalena Abakanowicz.

Zerstückelte Menschen, vernichtetes Leben. Beklemmung lösen die Werke der 1930 in Polen geborene Künstlerin, die die Assoziationen mit der Zeit des Nationalsozialismus aufkommen lassen.

130 weberWeniger bedrohlich hingegen wirken die Werke der beiden jungen Künstlerinnen, die in der Ausstellung zu sehen sind. Von Ferne wirkt die Installation von Heike Weber wie ein Blau-weißer Orientteppich. Bei näherem hinsehen erkennt man, dass das weiße Muster aus einem 250 kranichkunstvollen Geflecht aus Silikonfäden besteht. Es ist transportabel; man kann es einrollen und auf einem beliebigen Boden ausbreiten. Herausgelöst aus der Tradition, und ohne Gebrauchswert.

Sandra Kranich hat sich offensichtlich der Pyrotechnik verschrieben. Auf Aluplatten werden durch Abbrennen von Feuerwerkskörpern Schmauchspuren erzeugt, die dekorative Muster hinterlassen.

Text und Fotos: marwen

© der Bilder: Kunsthalle.de

Bildangaben:

  • Magdalena Abakanowicz: Courtesy u. ©Galerie Scheffel GmbH, Bad Homburg, & Künstlerin
  • Gregor Gaida: Courtesy Sammlung Sander, Darmstadt (Drummer II); Courtesy Parrotta Contemporary Art, Stuttgart / Berlin (King A King B), © Künstler & VG Bild-Kunst
  • Sandra Kranich: Courtesy Galerie Sabine Knust, München, © Künstlerin
  • Heike Weber: Künstlerin & VG Bild-Kunst