Man fragt sich vielleicht, ob die Italiener Mascagni
(1863 -1945) und Leoncavallo (1857 – 1919) schon damals „Gute Zeiten, schlechte Zeiten“, „Alles was zählt“ oder „Verbotene Liebe“ kannten, getoppt von ein paar saftigen amerikanischen Krimis. „Sex and crime!“, sagte sogar die Chefin der Marketingabteilung des Staatstheaters am 11. Dezember.

Wir alle kennen den Gänseblümchenblätter-Abzählreim: Er liebt mich, von Herzen, mit Schmerzen…oder gar nicht“. Turrido liebt die verheiratete Lola, nicht aber Santuzza, der er sichtbar die Ehre genommen und die Ehe versprochen hatte. Nedda wird von Silvio und Tonio geliebt, ist aber mit Canio verheiratet, der seine Frau nicht mit anderen teilen möchte.

DAS KANN NICHT GUTGEHEN !!!

Gespräche von Mann zu Mann und zu Frau sind nicht theater-ergiebig genug, also müssen Hass, Neid, Verrat, gekränkte Männerehre und Tod herhalten. Alles sofort und gleich nach Aufdeckung des Sachverhaltes. Da wird nicht lang gefackelt, das Messer gezogen und der Widersacher gemeuchelt. Auch Nedda, die Treulose muss sterben. Blut fließt – viel Blut! Zurück bleiben weinende Frauen, die man natürlich nicht nach ihren Gefühlen gefragt hatte.

Mit dem Schwängern und dem Ächten ist das heutzutage nicht mehr so ein großes Problem. Aber eines fehlt den Daily Soaps: die großartige Musik ! Sollte es einen einzigen Opernfreund geben, der noch nie die anrührende Arie „Lache, Bajazzo!“, das Duett von Nedda und Silvio: „Der Flug der Vögel“, das sinfonische Intermezzo oder Turridos Trinklied gehört hat, sowie die unzähligen anderen mitreißenden Partien wieder erkennt und versucht ist, leise mitzusingen?

Aber das können natürlich die Darsteller des Staatstheaters viel, viel besser. Auch den Bühnenbildnern gebührt ein großes Lob. Kein schwarzer Kasten wie bei „Macht des Schicksals“ verdüstert in beklemmender und überzeugender Weise die Bühne. Auf einer verschiebbaren Ebene scheinen nur wenige Häuser in südlicher Bauweise Heiterkeit und Bürgerlichkeit darzustellen. Auch der große Chor der Bauern und die muntere Kinderschar, sowie der, von Szene zu Szene länger werdende Esstisch (Cav. Rust.) signalisieren Normalität. Das Tragische findet hier ausschließlich IN den Menschen statt.
md