... des Atelierhauses in der Riedeselstraße 15

Mit dieser sehr formalen und trockenen Überschrift war zum Besuch bei dem Künstler im Aka-Programm eingeladen. Was die Besucher am 16. Januar erlebten war sehr viel anders. Da erzählte der 65 Jahre junge Meyer - leise beginnend - bunte Auszüge aus seiner facettenreichen Lebensgeschichte, die ihn am Ende als einen der vielseitigsten und originellsten Künstler und Kunstvermittler Darmstadts auswies.

Seine Liebe zur Kunst äußerte sich von frühester Jugend an, wo der kunstbegabte Vater und das ländliche Anwesen in Ostfriesland dem Kind ein sorgloses und anregungsreiches Umfeld boten. Sein Studium (u .a.) in Darmstadt hält Meyer für seine prägende Phase. Insbesondere seine Lehrjahre bei Prof. Müller-Linow in den Bereichen Radierung, Zeichnen und Graphik gaben starke Impulse, die ihm befähigten, zunächst in der universitären Forschung und anschließend in der Kommunikationswirtschaft Marken zu setzen. Doch sein schier zügelloses Streben nach Freiheit und immer neuen Zielen und Aufgaben, ließ ihn 1980 umsteigen, um als freier Künstler seiner Natur gemäß zu leben.

Bei den zahlreichen themenorientierten Ausstellungen (auch in Ungarn und Polen) traten häufig Buchobjekte auf, Meyers Lieblingsthema. Ein zeitnah geschaffenes, Kunst und Erotik verbindendes Exemplar ließ Meyer bei den Besuchern herumgehen. Dabei ging er auf die Funktion seines Ateliers Nr. 6 im Kunsthaus in der Riedeselstraße 15 ein. Er will in diesem lichten Raum, den er, wie sechs weitere Künstler auch, von der Stadt gemietet hat, nicht nur arbeiten, sondern ihn zugleich als Forum zu Gesprächen und Diskussionen über Kunst mit Darmstädter Kulturgrößen und Interessierten aus der Bevölkerung nutzen. Eine der vier Wände ist aktuell ganz dem Thema Ruhe gewidmet.

Um die Künstlerpersönlichkeit Bernhard&Meyer besser zu verstehen, gibt er preis, völlig angstfrei und absolut neidfrei leben zu können. Er will nirgends kleben oder haften, sondern ist stets bereit, Bereiche zu verlassen, um sich in neuen Bezügen zu erproben. Insofern erlebten auch die Aka-Besucher mit Elke Glenewinkel einen Gastgeber, der spontan, neugierig und ständig lernend Kunst vermittelt. Auf die Frage, warum er dann nicht Lehrer sei, antwortet er lakonisch: „Das können andere Leute auch.“

wsw