Mauritius ist ein Ferienparadies, in dem Englisch und Französisch gesprochen wird, eines der wenigen Länder in Afrika mit einer demokratischen Struktur, kostenloser Krankenversicherung, Schulpflicht für alle und einer eigenen Universität. Und einem Literatur-Nobelpreisträger! Almut Seiler-Dietrich berichtete über das Eiland im Indischen Ozean und weckte bei manchem Zuhörer die Lust, ganz schnell dorthin zu fliegen.
Die Referentin kam schon als junges Mädchen mit dem afrikanischen Kontinent in Berührung, als sie zwei Jahre lang eine Schule in Kinshasa besuchte. Später studierte sie Romanistik und Slawistik und ging als Französischlehrerin nach Niamey/ Niger. Den Schuldienst absolvierte sie dann zwar an der Bergstraße, aber immer wieder zog es sie nach Afrika. Schließlich promovierte sie über den madagassischen Dichter Jean-Joseph Rablairivelo.
„Mauritius – Land-Leute- Literatur“ hieß ihr Vortrag am 27. Februar, der bei vielen Aka-Zuhörern die Reiselust geweckt haben dürfte. Die Insel im Indischen Ozean ist 2000 qm² groß, umfasst also ungefähr 2/3 der Fläche von Mallorca und hat lediglich 1,2 Millionen Einwohner. Es gibt jede Menge Wasser, keine gefährlichen Tiere und die Einwohner sprechen als Verkehrssprache Englisch! Zu Hause unterhalten sie sich zwar auf Kreolisch oder in den höheren Schichten auch auf Französisch, aber Touristen, die in der Schule ein bisschen aufgepasst haben, sollten eigentlich keine Verständigungsschwierigkeiten haben. Und dann hat die Insel noch eine Ente, genannt Dodo, als nationales Wahrzeichen. Klingt doch alles sehr sympathisch. Ist es auch. Denn der Ministaat ist überdies noch eine der wenigen repräsentativen Demokratien in Afrika. Entdeckt im 15. Jahrhundert durch die Portugiesen, fiel Mauritius anschließend in niederländische, französische und englische Hände. 1958 erhielt es die Unabhängigkeit, wurde Teil des Commonwealth, ab 1992 dann Republik.
Obwohl der französische Einfluss in Sprache und Kultur immer noch klar erkennbar ist, verdankt die Insel den Engländern die größte Errungenschaft: Die nämlich schafften die Sklaverei ab, die vor allem Menschen aus Indien betroffen hatte, die auf den Zuckerrohrplantagen arbeiteten Heute noch sind 2/3 der Bevölkerung als ihre Nachkommen klar auszumachen..
Womit die Referentin auf die nicht ganz so erfreulichen Fakten zu sprechen kam: Es gibt eine gewisse Diskriminierung – je dunkler die Hautfarbe, umso schwieriger wird es mit der Akzeptanz. Homosexualität ist nicht nur verpönt, sondern ein Straftatbestand, der ins Gefängnis führen kann. Pressefreiheit wird gelegentlich nicht groß geschrieben. Das Thema der Gewalt wird heruntergespielt, besondern bei Mädchen. Es kommt vor, dass vergewaltigte junge Frauen gezwungen werden, ihren Peiniger zu heiraten, um keine Schande über die Familie zu bringen.
Das winzige Eiland hat einige Erzähler und Romanciers hervorgebracht. Am berühmtesten wurde Jean-Marie Gustave Le Clézio, der 2008 den Nobelpreis bekam. Dem Autor des Romans „Der Goldsucher“ bescheinigte die schwedische Akademie, dass er „der Verfasser des Aufbruchs des poetischen Abenteuers und der sinnlichen Ekstase, der Erforscher einer Menschlichkeit außerhalb und unterhalb der herrschenden Zivilisation“ sei.
Nach dem gut gegliederten, spannenden Vortrag gab es Applaus und viele Fragen seitens der Zuhörer. Wer sich für die Literatur Afrikas interessiert, sollte sich ganz schnell anmelden, denn das Seminar „Afrikanische Autorinnen“ beginnt schon am Dienstag, den 5.3.
Am Dienstag, den 21.5., gibt Almut Seidler-Dietrich „Einblicke in die Literatur des subsaharischen Afrika“. Auch für diese Veranstaltung gibt es noch freie Plätze.
hb