170 rigaLettland ist ungefähr so groß wie Bayern, hat aber nicht mal halb so viele Einwohner. Es ist also genug Platz da für eine sehr gemischte Bevölkerung und die ständig wachsende Zahl an Touristen, die allmählich die landschaftlich reizvollen Staaten des Baltikums als Urlaubsländer entdecken.

 

Imanta Molter, die Referentin der Aka-Veranstaltung, wurde dort 1975 geboren und kam erst als Jugendliche nach Deutschland. Sie hat also den Staat als Teil der Sowjetunion erlebt und konnte anschaulich darstellen, was sich nach dem Zusammenbruch des großen Reiches alles verändert hat.

Zum Beispiel die Zusammensetzung der Bevölkerung.

Bei – zurzeit stark sinkenden Geburtszahlen – umfasst die lettische Mehrheitsbevölkerung fast zwei Drittel. Daneben gibt es eine sehr starke russische Minderheit mit 27 %, sowie Polen, Litauer, Roma und Tataren. Da nach der Unabhängigkeit alles Russische nicht mehr erwünscht war, also auch nicht die Sprache, gab es für die vielen Russen ein massives Problem, das sie nie Lettisch gelernt hatten. Wozu auch? Bis zur politischen Wende war auch in den Schulen Russisch die Verkehrssprache. „Lettisch braucht man nur, wenn man an eine lettische Universität gehen will“, so die Referentin. Da sich viele Angehörige der Minderheiten aus unterschiedlichen Gründen (zu schwere Prüfungen, Desinteresse) nicht einbürgern ließen, leben in Lettland heute rund 320.00 Menschen dort als „Nichtbürger“, zwar mit Pass, aber ohne Wahlrecht. Daneben gibt es auch noch Gruppe von Staatenlosen, die rechtlich gesehen die Ärmsten der Armen sind.

Ein erfreulicheres Kapitel ist der Sport. Am beliebtesten ist Eishockey. Aber auch Fußball ist seit Jahren schwer im Kommen. Seit der Lette Artjoms Rudnevs, geboren 1988, für 5 Millionen an den HSV verkauft wurde, hat das Kicken einen ungeheuren Popularitätsschub erhalten.

Bleiben wir beim Geld. Die schlechte Nachricht: Als dort lebender Rentner ist man in dem Baltenstaat ziemlich verloren mit einer minimalen Rente. Manche Senioren müssen gar betteln gehen, um zu überleben.

Die gute Nachricht: Lettlands Wirtschaftswachstum ist vor vier Jahren plötzlich rasant gestiegen. Viele Banken wurden gegründet. Allerdings wurden auch sie ein Opfer der weltweiten Wirtschaftskrise. Ein eiserner Sparkurs des Präsidenten zahlte sich jedoch aus. Ab 2014 wird Lettland das 18. EU-Mitglied, das der Währungsunion beitreten darf. Worüber allerdings nur gebremster Jubel herrscht, die Ängste der Bevölkerung vor Inflation und Wertverlust sind groß.

Da ist es nur verständlich, dass man vor allem mit den touristischen Highlights wirbt und auf immer mehr Besucher hofft. Was sie dort finden: Ruhe, grandiose Landschaften, 500 km lange weiße Sandstände und bemerkenswerte Städte, in denen sowohl hanseatische Architektur, als auch Barock und Jugendstil ihren Platz finden. Mehrere Unesco-Kulturerbestätten sind zu bewundern. Und natürlich können auch Bernsteinjäger auf ihre Kosten kommen, die das Gold an der Ostssee suchen und gar nicht so selten auch finden.

hb