Zum Schluss hatte die lange Leidensgeschichte der reifen Schönen doch noch ein happy end. Sie, Baujahr 1864, fand ihren Retter: Riwwelmaddhes Günter Körner (auch in der Aka bestens bekannt) befreite sie aus dem finsteren Pädagogkeller und verhalf ihr zum standesgemäßen Auftritt im Kongresszentrum, auf dass sie nun endlich über die Stadt, die ihr den Namen gab, als Schutzpatronin wachen möge – die Darmstadtia. Aber der Reihe nach…
Gebaut wurde die attraktive Sandsteinfigur vom Bildhauer Johann Baptist Scholl d.J. Die ersten 40 Jahre ihres nun fast 150jährigen Lebens schmückte sie den Brunnen am Ludwigsplatz – mit Gaslaternen, was zu jener Zeit ein atemberaubendes Novum darstellte. Doch dann musste sie zum ersten Mal weichen, einem gewissen Herrn Bismarck, der in die deutschen Geschichtsbücher eingegangen ist und dem die Stadt ihre Ehre erweisen wollte. Darmstadtia wurde ins Watzeviertel verfrachtet und fristete nun ihr Dasein am etwas weniger spektakulären Taunusplatz Die Brandnacht vom 11. September 1944 setzte auch ihr hart zu. Sie wurde repariert, bekam einen neuen Sockel – bis auch dieser Ort ihr streitig gemacht wurde: Ein ordinäres Trafohäuschen beanspruchte ihren Platz. Die Schutzpatronin wurde im städtischen Bauhof zwischengelagert, wo sie garantiert unter Ausschluss der Öffentlichkeit blieb. Und dann folgte die nächste „Ruhestätte“ in einer Ecke des Pädagogkellers, wo sie wohl immer noch unbemerkt stünde, wenn nicht ein ganz besonderer Darmstädter beschlossen hätte, sie aus ihrem Dornröschenschlaf zu erlösen.
Ein paar Hürden waren zu nehmen. Einige wichtige Personen mussten überzeugt und eine erkleckliche Summe Geldes musste beschafft werden, denn die Holde war mit der Zeit doch etwas verwittert. Günter Körner legte los: Das Geld für die Renovierung, liebevoll vorgenommen von Steinmetz Jonas Neunkichen, stiftete er selbst zu hundert Prozent. Die Herren Lars Wöhler (Geschäftsführer des Darmstadtium) und Jochen Partsch (Oberbürgermeister ) überzeugte er schnell. Und alle anderen Verantwortlichen bekam er ebenfalls rasch auf seine Seite.
Und so war bei der feierlichen „Darmstadtia-Enthüllung“ ein rundherum begeistertes Publikum zu sehen, das mit Beifall für das restaurierte Glanzstück nicht geizte, den Reden der Herren Wöhler und Reißer (Bürgermeister) applaudierte und Günter Körner für sein Meisterstück immer wieder zujubelte, besonders aber seinem Schlusssatz: „Möge Darmstadtia unsere Heimatstadt schützen.“
hb