28.8. ist das Geburtsdatum Goethes im Jahr 1749. Aus dem "Zitatenschatz der Weltliteratur" spaßeshalber nach einem Faust- oder Mephisto-Wort gesucht, findet sich auf Seite 288 Folgendes:
„Setz dir Perücken auf von Millionen Locken –
Setz deinen Fuß auf ellenhohe Socken –
Du bleibst doch immer, was du bist!“
Und genau DAS wollten die Dichter NACH Goethe NICHT!
Hatte der Dichterfürst seinen Protagonisten Dr. Faustus trotz aller Irrungen, Wirrungen und Verfehlungen am Ende seiner weltbekannten und auch, zumindest literarisch gesehen, weltbewegenden Dramen "Faust I" und "Faust II" der Verdammnis vorenthalten, was neu und unerhört war, so bemühten sich nahezu alle nach ihm schreibenden Dichter-Kollegen darum, ihre Faust-Figuren einer harten Bestrafung zu unterwerfen. Keine Vergebung für den Umstrittenen!
Im Bestreben, es dem großen Meister gleich zu tun oder sich mindestens mit ihm zu messen, war ihnen sicherlich bewusst, dass diese Ziele sehr schwer zu erreichen waren. Sie mussten sich nicht nur durch die Einbettung des Faust-Themas in neuartige "Geschichten", d.h. andere Handlungsverläufe, neue Orte des Geschehens, unbekannte Personen vom Maßstab aller Dichtkunst unterscheiden, um auf sich aufmerksam zu machen. Etwas Sensationelles musste her, etwas Erstaunliches, Brüskierendes: Faust wurde wieder bestraft und vernichtet!
Dr. H. Haselbeck gab den Zuhörern im Literaturhaus zu seinen interessanten Erläuterungen eine lange Liste deutscher Autoren, die den Faust-Stoff nach Goethe bearbeitet hatten. Hier finden sich weniger und besser bekannte Namen von 1791 (F.M.Klinger) bis 1947 (Thomas Mann – von dessen "Dr. Faustus" die Fachwelt einhellig behauptet, sie sei die bedeutendste Faustdichtung nach Goethe). Man liest Namen wie: v. Chamisso, v. Arnim, Lord Byron, Grabbe, Lenau, Heine usw. Wir hörten von einer Fülle von Werken der verschiedensten Art.
Einen kürzeren Teil des Vortrages widmete der Referent den Schriftstellern, die sich angeregt fühlten, das Faustische auch in Frauen zu finden: Hahn-Hahn (1841/42), Stolte (1859-68), Schäfer (1898) und am bekanntesten, Frank Wedekind (1912). Sie nannten ihre weiblichen Hauptfiguren Fausta, Faustina, Faustine. Nicht Gretchen, sondern Margarete oder Franziska agierten in Romanen, Gedichten oder Dramen. Keines dieser Werke wurde jedoch besonders bekannt.
Margit und Ulrich Pietsch boten mit drei Klavier- und Cello-Stücken musikalische Ergänzungen zum Vortrag.
Dr. Haselbeck stellte zum Schluss einen weiteren Auftritt im Literaturhaus zum nächsten Semester in Aussicht mit dem Thema: Musikalische Bearbeitungen des Faust-Stoffes.
mika