"Schwäbisch Hall", das ist oder war für eingefleischte Darmstädter und Kenner des großherzoglichen Hauses ein Reizwort.

IST – sagen vermutlich die Leute, die den neuen Standort der Schutzmantelmadonna des Bürgermeister Meyer zum Hasen (H. Holbein d. J.) noch nicht gesehen haben.

WAR – meinen die meisten Interessierten, die das wundervolle Gemälde an seinem neuen Platz in der Johanniterkirche in Schwäbisch Hall inzwischen besucht haben, die sie in ihrem sehr bescheidenen, düsteren Quartier im Darmstädter Schloss gar nicht oder nur selten angeschaut hatten. Jetzt nehmen sie die etwa 2 ½ stündige Fahrt auf sich, um zu sehen, was der Großunternehmer Reinhold Würth mit „unserer“ Madonna gemacht hat.

Kunstverstand und sehr, sehr viel Geld haben dem kostbaren Gemälde einen wahrhaft würdigen Platz verschafft. Das bewegte Leben des Bildes durch etwa 500 Jahre schilderte Herr Schlapp schon während der Hinfahrt.

Die erste Station der Aka 55 plus – Fahrt war jedoch das Gelände des Verwaltungskomplexes des Würthschen Familienunternehmens wenige Kilometer vor Sch. Hall.

Riesige Metallskulpturen auf dem Freigelände symbolisieren die Produkte und meines Erachtens auch die ungeheure Energie des heute 78jährigen Chefs, der, ein typischer „Schaffer“ der Nachkriegszeit, zunächst durch den Handel mit Schrauben, besser: Metallbefestigungen, ein weltweit agierendes Unternehmen mit schwindelerregenden Umsätzen aufgebaut hat. Es blieb nicht beim Handel mit dem allseits bekannten Bollerwagen, Würth gliederte andere Unternehmen durch Ankauf an und schaffte es, einen Großteil seiner Gewinne in Stiftungen und vor allem in den Erwerb von Kunstwerken zu investieren.

Eine Führung durch A.E.I.O.U. , eine Sammlung von Werken österreichischer Künstler, (Hundertwasser, Hrdlicka, Hausner u.v.a. mehr), stellte allerdings einige Ansprüche an die Toleranz der Besucher moderner, auch nicht gegenständlicher Kunst gegenüber.

Aber wir waren ja durch Butterbrezeln und Kaffee dafür gestärkt worden.

Nach kurzer Fahrt in den zauberhaften Ort Schwäbisch Hall absolvierte die Gruppe den Programmpunkt Nr. 2: Führung durch die Kirche und Besichtigung der 'Darmstädter Madonna'. Einfach großartig!

Trotz allem Lokalpatriotismus fällt es schwer, sich dieses Werk in unser schummriges Schloss zurück zu wünschen.

Mittagessen und Eis, Eis, Eis machten fit für eine - zum Entsetzen der Gästeführerin nur einstündige Stadtrunde. Es gäbe noch so viel mehr zu sehen, auch ohne die, zurzeit leider geschlossene Kunsthalle Würth.

Die ehemalige freie Reichsstadt Hall war jahrhundertelang Ort der Salzgewinnung, des Salzhandels und der Münzprägung. Den dadurch gewonnenen Wohlstand erkennt man noch heute an vielen prächtigen Bürgerhäusern und Kirchen. Der Ort blieb, wohl wegen der fehlenden Industrie, vom 2. Weltkrieg nahezu unberührt.

Hoch über dem Marktplatz thront die Stadtkirche St. Michael. Dort werden seit 1925 jährlich Freilichtspiele abgehalten. Über 54 Stufen verteilen sich die Schauplätze, keine gerade Fläche steht zur Verfügung. Ich bin sicher, dass man in unserem Alter kein Schauspieler in Schwäbisch Hall auf den Kirchenstufen sein möchte!

Muss man ja auch nicht! Solchermaßen getröstet und voller starker Eindrücke ließ sich Aka 55 plus von Peter sicher nachhause schaukeln.

mika (13.6.13)

Lesen Sie auch den ausführlichen Bericht von Karl-Eugen Schlapp:

> Die Darmstädter Jahre der "Darmstädter Madonna"