... mit dem Literaturkreis von Karin Pötsch
Wien ist eine jener Städte, aus denen man nicht klug wird, wenn man nur in Wikipedia nachschaut. Man muss dagewesen sein! Diese Mischung aus Provinzialität, Habsburger Weltmacht und voll von augenzwinkernden und selbstmitleidigen dichterischen Reminiszenzen ist einmalig.
Vorbei an überschwemmten Donaustädten gelangten wir in das nasse Wien! Um den Stephansdom pfiff der Wind, die Regenschirme gingen kaputt und die Stimme der Stadtführungsdame ging im Rauschen des Regens unter. Darauf verkroch sich die Gruppe, in den Durchgängen der Hofburg, aber auch da wehte der Durchzug.
Die prächtigen Häuserfassaden des 19. Jahrhunderts und die Pestsäule am „Graben“ troffen vom Wasser. Ein Neoprenanzug wäre angebrachter gewesen.
Schlotternd vor Kälte flüchteten wir ins Café Demel am Kohlmarkt und wärmten uns mit einer heißen Schokolade auf. Demel ist berühmt für eine der beiden Varianten der sogenannten Sacher-Torte.
Die Wiener Cafés waren und sind eine Brutstätte österreichischer Literatur. Mit ihr hatte sich der Literaturkreis von Karin Poetsch in den letzten zwei Aka55plus- Semestern beschäftigt („Dichter, Revoluzzer und ein Schalerl Kaffee“).
Aber am dritten Tag lugte unter den schweren Wolken schüchtern die Sonne heraus. Das Gebet es goldenen Engels an der wunderschönen Jugendstil-Kirche am Steinhof (1907, Otto Wagner, Landes- Heil- und Pflegeanstalt, Penzing) hatte wohl den Regengott besänftigt.
Das Innere der Kirche am Steinhof ist eines der schönsten Jugendstil-Designs, das man in der Welt sehen kann. Wir aus der Jugendstil-Stadt Darmstadt waren besonders empfänglich dafür.
Zwei weitere Highlights waren die Hofbibliothek, erbaut von Kaiser Karl VI (1685-1740) (nach ihm wurde auch der Karlsplatz am Rande der Wien- Altstadt benannt) und der Wiener Zentralfriedhof (eröffnet 1874).
Christoph Lübbert