Warum sollte man sich gerade mit Karl Jaspers beschäftigen? Wer sich intensiver mit seiner eigenen Existenz und dem ganzen Sein beschäftigen will, kommt an den wissenschaftlichen Erkenntnissen und Zusammenfassungen dieses (fast) modernen Philosophen nicht vorbei. Das kann zu wahrer Begeisterung und neuer Lebensausrichtung führen - wie bei dem Referenten Werner Schiffmann.
Neben seinem Lehrerstudium suchte Schiffmann für sich neue Maßstäbe und fand sie in der Person dieses genialen Denkers.

 Faszinierend waren für Schiffmann, den - wie er bekannte - philosophischen Laien, dass alle größeren Veröffentlichungen Jaspers als Grundsatzwerke bezeichnet werden können: mit Psychologie, Philosophie, Sprache, Ethik, Religion, Geschichte, Politik u.a. hat sich Jaspers umfassend und weltweit beachtet auseinandergesetzt. Dabei war das von diesem promovierten Mediziner und von Jugend an gesundheitlich geschwächten Menschen gar nicht zu erwarten. Das zur Hitlerzeit ausgesprochene lange Lehr- und Publikationsverbot muss hier auch erwähnt werden.

Aber mit eiserner Disziplin schuf er schon mit rund 45 Jahren seine Hauptwerke „Grundzüge der Philosophie“ und „Zur geistigen Situation der Zeit“. Seine Existienzphilosophie gründete auf dem leicht abgewandelten Kant-Satz „Ich existiere, also bin ich“. Der Mensch müsse sich ständig weiter entwickeln durch „Existenzerhellung und Weltorientierung“, so sein Credo.

Wie sollte die Existenzerhellung von statten gehen? Drei Grundgedanken bietet Jaspers hier an:

  1. Sich zumindest in ein wissenschaftliches Gebiet forschend vertiefen und dieses eingehend studieren.
  2. Die großen Philosophen und ihre Aussagen kennenlernen, damit daraus ein „eigenes Philosophieren“ erwächst.
  3. Im persönlichen Alltag eine Gewissenhaftigkeit der Lebensführung zur Maxime machen.

Diese Geisteshaltung, seinem eigenen Gewissen streng verpflichtet zu sein und danach zu handeln, führte unter anderem dazu, dass Jaspers mit der vorherrschenden Politik im Nachkriegs-Deutschland nicht einverstanden war. Er siedelte schon 1948 nach Basel über und lehrte an der dortigen Universität. Kurz vor seinem Tod (1969) erwirbt er sogar das Basler Bürgerrecht.

Schiffmann empfahl vor allem das Buch „Einführung in die Philosophie“ - eine gut lesbare Zusammenfassung von Radiovorträgen zum Thema bzw. die rororo-Biographie.

kpr