Mansholt P 121106-7kAls Anwalt hat er sich sein ganzes Berufsleben lang für die schwächeren Glieder der Gesellschaft eingesetzt. Jetzt, wo er beruflich kürzer treten kann, widmet er sich seiner großen Leidenschaft, dem Fotografieren. Mit seinen eindrucksvollen Bildern hat er sich inzwischen weit über Darmstadt hinaus einen Namen gemacht. Im Aka-Gespräch mit Petra Neumann-Prystaj erfuhren die zahlreichen Zuhörer, was dem Juristen und Künstler Werner Mansholt wichtig ist. Sie bekamen Einblicke in das Leben eines nachdenklichen Mannes, der die eher leisen Töne bevorzugt.

Aufgewachsen in ärmlichen Nachkriegsverhältnissen, konnte er trotzdem studieren. Dies, so sagt er, sei ein großes Glück gewesen und für ihn ein Ansporn, der Gesellschaft etwas zurückzugeben. Dabei wusste er zunächst gar nicht, in welche Richtung es beruflich gehen sollte. Der Berufsberater beim Arbeitsamt hatte offensichtlich den Durchblick. In welchen Fächern er die besten Noten hätte, wollte er wissen. Mathe, Politik und Sport. Aha. Na, dann käme ja wohl Jura in Frage. Wie das? Nun ja, dann könne er offensichtlich logisch denken, interessiere sich für gesellschaftliche Fragen und habe einen gesunden Ehrgeiz.

Einmal in dem Beruf, entschied er sich gleich zu Beginn für eine „Haltungsentscheidung“. Seine Klienten waren nämlich ausnahmslos Arbeitnehmer – für ihn die Schutzbedürftigen. Und da bekam er gleich nach dem Studium gut zu tun, denn in den 70er Jahren – wer hätte das vergessen – waren die „Berufsverbote“ in aller Munde Über 3 Millionen Überprüfungen gab es in jenem Jahrzehnt Fast 6000 Menschen konnten ihren erlernten Beruf nicht mehr ausüben. Mansholt trat der „Vereinigung demokratischer Juristen“ bei, die als radikal eingestuft und überwacht wurde. Er eröffnete 1976 die erste Kanzlei für Arbeitsrecht in Darmstadt und verteidigte Postboten wie Lehrer. Zum Glück, merkt er an, gab es aber auch immer wieder Erfolge Was er bis heute vermisst: Noch kein Politiker hat sich für diese Berufsverbote entschuldig, die für viele Menschen existenzvernichtend waren.

Später kam ein neues Betätigungsfeld hinzu, auf das er heute noch stolz ist. „Hessisches Bildungsurlaubsgesetz“ nannte es sich und eröffnete vielen Arbeitnehmern neue Perspektiven. Mansholt wurde beauftragt, alle Verfahren durchzuführen.

Beratung von Kriegsdienstverweigerern und Studentenvertretungen folgten. Dass all diese Engagements nicht gerade Wohlwollen bei den Arbeitgebern hervorriefen, lässt sich denken. Wie er mit dem Hass auf der anderen Seite umgegangen sei, wollte ein Zuhörer wissen. Mansholt nahm es gelassen hin. Nach zehn Jahren, meinte er, hätten auch die Chefs anerkannt, dass er und seine Partner fachlich etwas konnten, und alles sei etwas entspannter geworden.

Anwälte müssen viel aushalten können, sagt er. Zum Beispiel jetzt im NSU-Prozess, wo die Verteidiger von allen Seiten angefeindet würden, obwohl sie keinerlei Nähe zum Rechtsradikalismus zeigten. “Sie verteidigen unseren Rechtsstaat“, sagt er. Dies sei ein hohes Gut.

Ganz im Gegensatz zu all der politischen Dramatik standen dann die Bilder des Fotografen Mansholt. „Harmonie und Widersprüche“ interessieren ihn. Er wartet – manchmal sehr lange – auf den richtigen Moment, um loszudrücken. Hamburg, München, Istanbul, Lissabon, Kurdistan – überall hat es ihn hingezogen, mit kleiner Ausrüstung, und überall hat er das gefunden, was er in seinen Bildern zeigen möchte: Widersprüche und Harmonie. Sein Fazit: „Ich finde Bilder, ich suche sie nicht“.

hb

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Widersprüche und eine harmonische Konstruktion machen den Reiz seiner Fotos aus. Die alte Frau, die ihre letzten Münzen neben der Abbildung einer aufreizenden jungen Frau zählt, ist ihm in der Altstadt von Lissabon aufgefallen. Mansholt hat 1976 in Darmstadt die erste Kanzlei für  Arbeitsrecht eröffnet und  ausschließlich Arbeitnehmer, Betriebsräte und Gewerkschaften vertreten. Der Jurist mit dem "Faible für die Schwachen" hat sich in den letzten Jahren ganz seiner Leidenschaft, der Fotografie, gewidmet und die  Anerkennung  der Fachwelt erworben.

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