Erkenntnis: „Kann ich nicht“ gibt’s wirklich nicht!
Alle Teilnehmer des Collage-Kurses hatten Kästchen voller Papiere mitgebracht.
Der Blick in die Zeitungen oder andere Print-Medien veränderte sich sehr schnell, und die Fantasie der Teilnehmer arbeitete bald auf Hochtouren: „Was könnte diese Hauswand, diese Wiese, diese Wolke noch mehr sein als eine Wand, eine Wiese, eine Wolke?“
Gerissen, geschnitten, gedreht, seitenverkehrt, auf dem Kopf stehend – viele Möglichkeiten gibt es, dem Gewohnten eine andere Bedeutung zu geben. So wurde aus dem Tüllröckchen der Tänzerin das Segel einer Schaluppe.
Aufgedruckte Texte auf einer Schiffswand wurden mit Acrylfarben übermalt. Die Dame mit dem Sonnenschirm schaut Matrosen zu, die an dieser Wand entlang eine Treppe zum Deck hinaufsteigen.
Manchmal heißt es Abschied nehmen von einer Vorstellung – es klappt einfach nicht zufriedenstellend. Wie bringt man sechs bis acht stocksteife, zauberhafte Hochzeitspaare aus dem vorletzten Jahrhundert auf einem Kalenderbild mit einer Brücke unter? Geduld haben, liegen lassen, weitere Schnipsel suchen und mit kleinen Tesafetzchen probekleben. Das kann dauern – und auf einmal wird es doch richtig schön.
Bei einer weiteren Frau muss die Sängergruppe vor der erleuchteten Stadt, unter dem erwünschten Sternenhimmel mit den Tesafetzchen warten. Inzwischen, nach einem Berlinbesuch, ziert Nofretete, völlig kitschfrei verarbeitet, zwei Postkarten und guckt fast verschmitzt auf einem weiteren Bild hinter dicken Plüschvorhängen hervor.
Collagieren macht offensichtlich viel Spaß, denn der Kurs wurde um zwei Nachmittage und zwei Samstag-Workshops verlängert.
Mika Dietrich