Die meisten sind schon vor Beginn am Treffpunkt und im angeregten Austausch. Hiltrud Matthes kennt die Teilnehmerinnen mit Namen. Neue werden kurz eingewiesen. Man spürt: Das ist eine Gruppe mit aktiv-harmonischer Kommunikation. Damit ist die soziale Komponente des Kurses am Waldrand nahe des Marienhospitals schnell umrissen. Die anderen wirksamen Elemente des Kurses ‚Yoga-Walking’ sind Gehen, Atmen und Dehnen.

 

Die erste Geheinheit ist etwa 400 Meter lang. Beim Gehen empfiehlt Hiltrud: Exakter Abdruck des hinteren Fußes, die Arme schwingen gehgerecht mit, der Daumen presst leicht auf die offene Faust. Jedoch bleiben Gehstil und -tempo individuell. Ein- und Ausatmung erfolgen im 4-Schritte-Rhythmus mit der mantraähnlichen Gedanken-Unterstützung im Vierertakt „ich bin top fit“. Man geht konzentriert im Gänsemarsch, mit Rücksicht auf andere Waldnutzer, vor allem die Radfahrer. Beim nächsten Stopp sammelt sich die Gruppe wieder.

An den Wegkreuzungen, Lichtungen und Waldlücken lädt Hiltrud zu Yoga-Einlagen ein. Sie betont die Weichheit der Dehnübungen, macht alles vor und korrigiert positiv, indem sie gelungene Figuren lobt. Sie mahnt, die Tagesform-Grenze zu beachten und zu respektieren. Durchaus schreibgewohnte Menschen über 55 schreiben zum ersten Mal in ihrem Leben eine Acht mit der Nase in den leichten Spätsommerwind, Schultern und Arme bleiben passiv. Einige Übungen trainieren die Rücken/Bauch/Hüftregion, andere die – oft verspannte – Schulter- und Nackenpartie oder kräftigen die Fuß- und Beinmuskulatur. Bei gelegentlichen Steigerungen der Intensität spüren die Teilnehmerinnen die aufkommende, wohlige Wärme aufgrund der stärkeren Durchblutung der jeweiligen Muskelgruppe. Das sind kleine Erfolgserlebnisse. Partnerübungen steigern die eh schon lockere Atmosphäre; es wird viel gelacht. Beim Abklopfen taucht wieder die gruppeneigene Viertakt- Regel „ich bin top fit“ auf, die jetzt im Chor versucht wird. Gegen Ende der Stunde bildet eine geleitete Abschlussmeditation, die den bewussten Atem betont und den blauen Himmel und das laue Wetter mit einbezieht, den Übergang zurück in die normale Welt.
wsw